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by Roland Späht | 14.08.2018
aktualisiert | 25.02.2020
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Triggerpunkte: Kleine Knötchen in den Muskeln
Stark schmerzende Muskulatur mit Knötchen. Das ist das Ergebnis einer über längeren Zeitraum überbeanspruchten Muskulatur. Dabei muss es nicht nur den Schreibtischtäter oder Sportmuffel treffen. Auch aktive Menschen, die viel Sport treiben sind davon betroffen. Lass Dir an dieser Stelle zeigen welche Triggerpunkte direkt bzw. indirekt zu Rückenschmerzen führen können und was Du dagegen tun kannst.
Was sind Triggerpunkte?
Triggerpunkte oder auch Myogelose (Muskelverhärtung) genannt, sind kleine Knötchen in der Muskulatur oder den Faszien in einem krampfähnlichen Zustand. Sie sind schmerzempfindlich auf Druck und Zug und können den Schmerz auch in entferntere Bereiche des Körpers übertragen. Sie entstehen durch Überbeanspruchungen oder Unterbeanspruchungen der Muskulatur.
Überbeanspruchung:
Eine Überbeanspruchung entsteht, wenn lange, monotone, gleichbleibende Bewegungsabläufe stattfinden. Dies kann beispielsweise am Arbeitsplatz der Fall sein. So verbringen Chirurgen oder Zahnarzthelferinnen einen Großteil ihres Tages in derselben gebückten Haltung.
Ein weiterer Faktor kann Sport sein, wie beispielsweise nach einer mehrtägigen Radtour.
Das Problem dabei ist, dass über einen längeren Zeitraum immer die gleichen Muskelpartien beansprucht werden, welche dann ermüden und überlastet.
Im Laufe der Zeit führt dies zu Verspannungen und zur Ausbildung von Triggerpunkten. Dies ist jedoch von der körperlichen Konstitution jedes einzelnen abhängig und Faktoren wie Ernährung, Schlaf und Stresslevel.
Unterbeanspruchung:
Die Unterbeanspruchung ist eine Folge aus unseres modernen Lebens: Langes Sitzen am Schreibtisch und wenig Bewegung. Dadurch werden die einzelnen Muskeln über Stunden hinweg in einem gedehnten oder verkürzten Zustand gehalten und es findet kein Ausgleich durch z. B. Training statt.
Äußere Kräfte:
Eine weitere Ursache wie Triggerpunkte entstehen können, sind einwirkende Kräfte von außen, wie z.B. ein Schlag auf den Oberschenkel oder das ruckartige Überdehnen von Muskelsträngen.
Eine sehr wertvolle Ergänzung zu diesem Artikel hat Herr Frank-Michael S. beigetragen. Er ist 57 Jahre alt und litt Jahre lang an chronischen Rückenschmerzen und möchte an dieser Stelle mit euch seine Erfahrungen teilen. Therapeuten im Raum Berlin und Thüringen sind im ihm einige bekannt. Falls jemand Kontakt zu ihm aufnehmen möchte kann ein Kommentar dagelassen werden. Wir stellen dann den Kontakt zu ihm her.
Seit meiner frühesten Jugend
habe ich Rückenschmerzen. Bildgebende Verfahren haben nichts ergeben. Ich war ein sehr ruhiger und schüchterner Junge, der auch viel mit Angstzuständen in der Schule gesessen hat. Anspannungen und schwitzen, besonders unter den Achseln, gehörte zum Alltag.
Längere körperliche Aktivitäten im Jugendalter endeten mit Wadenkrämpfen und Schmerzen in der Region der Lendenwirbelsäule. In der Lehrzeit und danach im Berufsleben war ich schnell erschöpft und mein gesamter Rücken schmerzte des Öfteren. Wiederholt durchgeführte Untersuchungen brachten nichts an Befund.
Im Berufsalltag war ich zwar körperlich aktiv (keine Schreibtischarbeit), aber immer einseitig belastet. Massagen, Fango ja sogar Fitness brachte keine Besserung. Im Gegenteil, die Schmerzen wurden noch stärker. So zog sich das über Jahre hin ohne dass sich etwas verbesserte. Nach 13 Jahren Tiefbau wurde der Zustand immer schlimmer und ich konnte mich eines Tages nicht mehr bewegen.
Im LWS-Bereich war eine starke Blockade die ein Sportmediziner mit „brutaler“ Therapie (einrenken mit Hilfe seiner 100kg Körpergewicht) beseitigte. Die anschließend auftretenden Schmerzen waren die Hölle. Medizinische Untersuchungen brachten keinen Befund und keine Linderung. Nach sechs Monaten wurde ich dann Schmerzpatient und nach 2x60mg Morphium um über den Tag zu kommen.
Das ging 3 Jahre so bis ich 2003 auf einen Artikel im Internet gestoßen bin, wo es um radiale Stoßwellen ging. Zu meinem Glück wurde die Therapie in meiner Nähe angeboten und dazu zu einem erschwinglichen Preis. Was soll ich sagen… nach 8 Behandlungen wurde der Schmerz weniger, so dass ich die Schmerzmittel absetzen konnte.
Der Schmerz, der dann stark reduziert war ging aber nicht komplett weg. Ich konnte gut damit leben, musste aber eine vierköpfige Familie ernähren. 2009 ging es dann wieder mit stärkeren Schmerzen los. In guter Hoffnung ließ ich mich wieder mit der radialen Stoßwellentherapie behandeln, leider ohne Erfolg. Nach vielen Jahren las ich dann von einer besseren Therapieform. Die fokussierte Stoßwelle mit einem Dornier Aries (medizinisches Stoßwellengerät) war dann der Durchbruch.
Da ich mittlerweile viele tiefsitzende Triggerpunkte hatte, muss ich mir viele Behandlungen größerer Stärke geben lassen. Das hinterlässt leider auch Nebenwirkungen. Diese sind aber erträglich und klingen langsam ab, was aber etwas Geduld erfordert. Ich bin mittlerweile fast schmerzfrei und jeden Tag wird es besser.
Triggerpunkte sind nach meiner Erfahrung Muskelverhärtungen die man leider nicht immer ertasten kann. Die für mich beste Form der Untersuchung ist das Scannen mit dem „Dornier Aries“- Stoßwellengerät. Es spürt alle an der Oberfläche und tief sitzende Triggerpunkte auf und beseitigt sie effektiv. Alle anderen Untersuchungen und Therapien sind nicht bzw. unzureichend zielführend.
Ich musste die Feststellung machen, dass die Diagnosen und Untersuchungen noch unzureichend sind. Leider beherrschen nur eine handvoll Therapeuten die richtige Untersuchungsmethode. Da viele Triggerpunkte nicht tastbar sind, wird der Patient auf Psychoschiene geschoben. Hier wünsche ich mir mehr Aufklärung unter den Medizinern.
Es könnte wesentlich mehr Leidgeplagten geholfen werden, wenn das Fachwissen der Therapeuten verbessert werden würde. Mit dem richtigen Therapiegerät und der Kenntnis wie und was man behandeln muss, lassen sich die Schmerzursachen beseitigen.
Frank-Michael S. // Tiefbauer
Übersicht der Triggerpunkte
Die dargestellte Übersicht der Triggerpunkte ist eine Auswahl, die nach folgenden Kriterien definiert wurde:
- der Triggerpunkt befindet sich am Hals, Nacken, Schulter oder Rücken,
- der Triggerpunkt löst einen Übertragungsschmerz (reffered pain) in den Rücken aus,
- der Rücken verursacht den Triggerpunkt z.B. durch eine Skoliose
Triggerpunkte in den Muskeln des Halses und Nackens. Neben den Schmerzen, die sie an der auftretenden Stelle verursachen, können sie auch häufig Kopf- und Nackenschmerzen auslösen, sowie die Beweglichkeit des Halses und Kopfes einschränken.
Triggerpunkte in den Muskeln des oberen Rückens und der Schultern.
Triggerpunkte in den Muskeln der Brust und des Bauches.
Triggerpunkte in der Hüfte und Beinen, die durch den Rücken verursacht werden oder dorthin ausstrahlen.
Triggerpunkte im Unterschenkel oder Fuß haben selten was mit Rückenschmerzen zu tun. Es gibt allerdings zwei Ausnahmen, die nachfolgend dargestellt werden. Der Triggerpunkt im vorderen Schienbeinmuskel kann durch einen Bandscheibenvorfall im 4, oder 5. Lendenwirbel entstehen. Der Triggerpunkt im Schollenmuskel kann in seltenen Fällen zu Schmerzen im Bereich des Iliosakralgelenks führen.
Symptome
Das vordergründigste Symptom ist natürlich der Triggerpunkt selbst und die damit verbundenen Schmerzen. Allerdings bringen diese Knoten weitere Beschwerden mit sich.
Leitsymptome
Triggerpunkte haben alle acht gleiche Grundsymptomatiken:
- Local-Twitch Response:
Beim Massieren der schmerzenden muskulären Stelle kommt es zu einem "Zucken" des Muskels, dort wo der Triggerpunkt vermutet wird. - Referred Pain:
Bei einer Schmerzprovokation am Triggerpunkt selbst z.B. durch drücken können Beschwerden in einem anderen Bereich des Körpers ausgelöst werden. - Lokale Übersäuerung:
Ein niedriger pH-Wert entspricht einer leicht sauren Lösung im Gewebe, welche dann die Muskelnozirezeptoren reizt und Schmerzen auslöst. - Entzündungen:
Der amerikanische Forscher Jay Shah konnte an den Triggerpunkten ein erhöhte Konzentration an entzündungsbeteiligten Neuropeptiden nachweisen. - Primäre oder latente Schmerzen:
Triggerpunkte verursachen Schmerzen entweder dauerhaft (primär) und/oder bei Druck- oder Zugbelastung (latent). Meist werden sie als dumpf, ziehend, bohrend oder stechend beschrieben. - Muskelschwäche:
Der betroffene Muskel zeigt eine überhöhte Reaktivität d.h. der Anspannungsgrad des Muskels ist bei Aktivität zu hoch. Im Gegensatz dazu verzögert sich die Entspannung. Diese Kombination führt zu einer schnellen Ermüdung und der Muskel fühlt sich schwach und ausgelaugt an. - Muskelverhärtungen (Hartspann):
Die Muskulatur in der Umgebung des Triggerpunktes ist verhärtet. - Triggerpunktketten:
Bestehen bereits seit längerem myofasziale (Muskulatur, Bänder und Faszien) Probleme, die nicht behandelt werden, kann es zu sogenannten Triggerpunktketten kommen. Diese liegen dann in derselben kinetischen Kette, sie sind also über Gelenke miteinander verbunden und können sich somit gegenseitig beeinflussen. Oftmals ist die Bildung von Triggerpunktketten mit chronischen Schmerzen verbunden.
Ursachen
Wie schon zu Beginn erwähnt, ist die Hauptursache für die Entstehung von Triggerpunkten eine Über- oder Unterbeanspruchung der Muskulatur. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Gründe, die ebenfalls in Frage kommen.
Als direkte Auslöser von Myogelosen gelten
- Überlastung der Muskulatur
durch monotone Arbeitsabläufe, Trainingseinheiten beim Sport (Aufschlagtraining beim Tennis), beim Spielen eines Instruments. Auch eine Skoliose kann durch eine dauerhafte Überdehnung der Rückenstreckmuskulatur zu einer Überbeanspruchung führen.
Allerdings können auch Computerarbeitsplätze zu einer Überbeanspruchung führen. Hierfür spricht die "Cinderella-Hypothese". Diese beruht auf dem sogenannten Rotationsprinzip, dabei werden Muskelgruppen abwechselnd belastet. Dadurch können Daueraktivitäten, wie z.B. Fahrrad fahren, lange aufrecht erhalten werden.
Unter gewissen Umständen kann es hier zu Störungen kommen und zwar bei Aktivitäten, die nur eine geringe Belastung darstellen wie z.B. Arbeiten am Schreibtisch. Die Reize, die dann an unser Rückenmark oder Gehirn gesendet werden sind zu gering um dieses Rotationsprinzip zu aktivieren. Die Folge ist, dass nur bestimmte Muskelfasern beansprucht werden, was zu einer Überlastung führt. Deshalb sollte man alle 30 Minuten kurz aufstehen und sich bewegen. - Unterbeanspruchung der Muskulatur
durch dauerhaftes unergonomisches (buckeliges) Sitzen am Arbeitsplatz. Dabei werden Muskelgruppen über Stunden hinweg überdehnt und der Gegenpart, die Brust- und Rumpfmuskulatur ist verkürzt. - Einwirkende Kräfte durch einen Schlag oder Unfälle
- Ruckartige unnatürliche Bewegungen z.B. beim verhindern eines Sturzes
- Dauerhafte Überdehnungen bei Sportarten wie Ballett oder Kunstturnen
Neben direkten gibt es auch indirekte Ursachen, die zu Triggerpunkten führen können.
- Primäre Triggerpunkte
entstehen meist durch eine Überbeanspruchung der Muskulatur und erzeugen eine Schmerzübertragung in andere Bereiche. Dort können dann sogenannte Satelliten-Triggerpunkte entstehen.
Des Weiteren ist es möglich, dass der primäre Triggerpunkt bei unterstützenden Muskeln (Synergist) oder bei entgegenwirkenden Muskeln (Antagonist) sogenannte sekundäre Triggerpunkte erzeugt. Dabei spricht man von Triggerpunktketten. Beispiel: Ein Triggerpunkt in der Rückenmuskulatur kann zu einem Triggerpunkt in der Brustmuskulatur führen. - ISG- oder Wirbelblockaden
können ebenfalls zu Triggerpunkten führen und sollten bei der Mobilisation mit behandelt werden. - Erkrankungen,
die zu einer Schonhaltung führen wie Osteoporose oder Arthrose. - Bandscheibenvorfall oder ein eingeklemmter Nerv
können im betroffenen Bereich zu Triggerpunkten führen.
Eine ganze Reihe von Faktoren lassen die Auflösung, selbst in Behandlung befindlicher Triggerpunkte, nicht zu. Dazu gehört u.a. das Krankheitsbild des Rundrückens. Dabei ist es unerheblich ob dieser durch eine krumme Haltung oder primäre Erkrankungen, wie Morbus Scheuermann, Morbus Bechterew oder Morbus Paget, hervorgerufen wird. Das Ergebnis ist eine Überdehnung der Schultermuskulatur (M. infraspinatus). Kann diese Fehlhaltung nicht geändert werden ist eine Auflösung des Triggerpunkts nur schwer möglich.
Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht, Kraftlosigkeit, fehlende Beweglichkeit und nicht ergonomische Möbel tragen zur Bildung von Myogelosen bei. Weitere Einflüsse auf die Bildung von Triggerpunkten ist eine Schilddrüsenunterfunktion, Kälte, Nässe und Zugluft.
Stress und Angst - beide Zustände führen zu einer kettenreaktionsartigen Ausschüttung von Hormonen (CRH, ACTH, Cortisol, Cortison, Adrenalin und Noradrenalin). Sind sind dafür da Energiereserven in Notsituationen freizusetzen, was auch eine Anspannungen der Muskulatur zur Folge hat. Sind dauerhaft Stress und/oder Angst im Leben verhaftet, herrscht ständig ein gewisser Anspannungsgrad im Körper, der verhindert, dass Triggerpunkte dauerhaft aufgelöst werden können.
Fehlende Nährstoffe beeinflussen den Zustand unserer Muskeln stark. Hier geht es vor allem um Magnesium und Kalzium, beides muss im richtigen Verhältnis zueinander über die Nahrung zugeführt werden. Herrscht ein Mangel an Magnesium oder ein Überangebot an Kalzium führt dies zu einer krampfenden Muskulatur. Weitere wichtige Nährstoffe um dauerhaft Triggerpunkte zu vermeiden sind die Vitamine B1, B6, B12 und Folsäure, sowie Kalium und Eisen.
Wichtig!
Ob Risikofaktoren wie Übergewicht, Stress, Ängste oder fehlende Nährstoffe vorliegen, dies kann sich in Form von verhärteter Muskulatur äußern. In diesen Fällen sollte der vorwiegende Fokus einer Behandlung jedoch nicht die Auflösung der Triggerpunkte liegen.
Stattdessen wird eine ganzheitliche Umstellung des Lebensstils nötig sein, die mehr als nur Muskelverspannungen auflöst. Das mag sich nach viel Arbeit anhören, in diesen Fällen sind die Triggerpunkte jedoch nur ein Symptom von tiefgehenden Unruhen. Wenn man dabei nicht die Wurzel des Problems anpackt, werden auch die Triggerpunkte wiederkehren.
Diagnose
Die Medizin arbeitet noch an der umfassenden Erforschung von myofaszialen Triggerpunkten. Somit ist der behandelnde Arzt bei der Diagnose auf die Aussagen des Patienten und die körperliche Untersuchung angewiesen. Jedoch wurden in den letzten Jahren Merkmale identifiziert, die für ein Vorhanden sein von Myogelosen sprechen.
- Die Stelle des Triggerpunktes weist einen stark verminderten Sauerstoffgehalt auf.
- Selbst bei Verstorbenen wurden Triggerpunkte gefunden, dies bedeutet, dass der Körper diese nicht aktiv beeinflussen kann. Man spricht dabei von einem lokalen pathologischen Zustand.
- Die elektrische Aktivität in einem Triggerpunkt ist ca. 10 mal so hoch wie in einem gesunden Muskel.
- Der pH-Wert von 4 liegt im Triggerpunkt weit unterhalb des Normalwertes von Blut mit 7,4.
- Das Vorhanden sein von entzündungsbeteiligten Neuropeptiden.
Diese Merkmale werden bei einem herkömmlichen Arztbesuch nur selten untersucht, da hierfür eine Punktion des Triggerpunkts, Laborauswertungen und spezielle Messtechniken nötig sind.
Die Untersuchung beginnt mit dem Patientengespräch (Anamnese) und folgenden Fragen:
- Wo schmerzt es?
- Seit wann haben Sie Schmerzen?
- Was verstärkt die Schmerzen und was vermindert sie?
- Was vermuten Sie als Ursache für die Schmerzen?
Dies sollte dem Arzt erste Anzeichen geben was die Ursache sein könnte und was nicht. Schließlich müssen andere in Frage kommenden Erkrankungen ausgeschlossen werden.
Fragen zum Lebensstil bzgl.
- Sport,
- sitzende Tätigkeit oder körperliche einseitige Belastung
- Stress und Ängste im Alltag
sollten ebenfalls Bestandteil des Patientengesprächs sein. Vor allem soziale und psychische Faktoren wie die Situation am Arbeitsplatz, in der Familie oder die Lebenseinstellung werden heute immer wichtiger und müssen bei der Therapie berücksichtigt werden.
Bei der körperlichen Untersuchung wird der Arzt zuerst die Körperhaltung betrachten, hierbei soll auffallen, ob der Patient bereits eine Schonhaltung eingenommen hat bzw. ob ein Rundrücken oder eine Skoliose vorhanden ist. Zudem soll festgestellt werden, ob ungewöhnliche Abweichungen der Körperabmaße vorhanden sind und wie die ganzheitliche körperliche Verfassung aussieht.
Anschließend sollte die Beweglichkeit und die damit auftretenden Schmerzen getestet werden. Dazu beugt sich der Patient nach vorne (Flexion) und nach hinten (Extension). Ebenso ist die Beweglichkeit zur Seite, die Drehbarkeit und das Gangbild zu überprüfen. Dabei sollte aufgezeigt werden welche Bewegung schmerzt.
Meist werden dadurch eine eingeschränkte Beweglichkeit und ein unsicherer Gang zum Vorschein kommen. Das Testen der Dehnbarkeit und der Kraft geben ebenfalls Aufschluss, ob muskuläre Probleme vorliegen.
Der behandelnde Arzt sollte zudem den Rücken nach Muskelverhärtungen und knotigen Stellen abtasten (palpatieren) sowie die Reflexe der Arme und Beine testen um neurologische Probleme auszuschließen. Ist bis dato die Diagnose noch unsicher, kann eine Röntgenaufnahme weiteren Aufschluss geben.
Ist der Befund eindeutig, kann bereits bei der Erstuntersuchung eine Probebehandlung durchgeführt werden. Dies erfolgt durch Dehnung, Anspannungstests und ausüben von Druck auf den Triggerpunkt. Evtl. fallen hier schon Probleme in anderen Muskelgruppen auf. Bessert sich der Zustand des Betroffenen, kann die Therapie festgelegt werden.
Tritt keine Besserung auf sind weitere diagnostische Maßnahmen erforderlich um evtl. indirekte Ursachen zu ermitteln.
Triggerpunkttherapie
Hauptsächlich werden bei der Triggerpunkttherapie 4 manuelle Techniken eingesetzt. Neben diesen können Triggerpunkte auch mittels
- gezielten Rückenübungen (Dehnung und Kräftigung),
- Dry Needling - Akupunkturnadeln werden gezielt in die Triggerpunkte gestochen,
- Injektion eines Lokalanästhetikums,
- Elektrostimulation (TENS - Transkutane elektrische Nervenstimulation), dabei werden mittels Hautelektroden hochfrequente, elektrische Impulse direkt in die schmerzende Stelle geleitet. Diese Impulse reizen die Nerven, womit verhindert werden soll, dass die vorhandenen Schmerzsignale an das Gehirn weitergeleitet werden.
- Stoßwellentherapie - Triggerpunktbehandlung mittels Schallimpulsen.
Die Elektrostimulation und Stoßwellentherapie werden häufig bei Orthopäden angeboten.
Insgesamt gibt es vier manuelle Techniken die zur Tiggerpunktbehandlung eingesetzt werden können.
- Technik - Ischämische Kompression:
Dabei wird mittels Druck gegen einen Knochen, z.B. Schulterblatt oder zwischen Daumen und Zeigefinger (Zangengriffpalaption) komprimiert. Ziel ist es, die saure und entzündliche Gewebeflüssigkeit aus dem Muskel zu drücken.
Die Kompression soll statisch erfolgen, d.h. keine Massagebewegung oder Ähnliches, sondern nur ein konstanter, kräftiger Druck.
Dieser angewendete Druck ist von Schmerzintensität abhängig, die der Patient verspürt. Wobei hier an die Schmerzgrenze gegangen werden sollte. Die Dauer beträgt 15 - 60 Sekunden und wird nach kurzen Pausen so lange ausgeübt bis der Schmerz abnimmt und ein "Aufweichen" des Triggerpunktes unter dem Finger spürbar ist. - Technik - manuelle Dehnung:
Die Myogelose wird wie bei der ischämischen Kompression mit Druck beaufschlagt. Jedoch werden jetzt zusätzlich langsame, gleitende Bewegungen ausgeführt. Hinzu kommt, dass der Patiente langsame, kleinräumige Bewegungen mit dem betroffenen Muskel ausübt, während der Finger oder das Massagegerät an Ort und Stelle verbleibt. Bei der manuellen Dehnung gilt das Gleiche bzgl. Druck, Dauer und Wiederholung wie bei Technik 1. - Technik - Dehnung der oberflächlichen und muskulären Faszien:
Die Daumen beider Hände oder die Knöchel der Faust/Fäuste werden mit kräftigem Druck und anschließender Bewegung der Haut gegen die Faszien über die ganze Länge des Muskels verschoben. Man kann sich das wie das Kneten und ausrollen eines Teiges vorstellen. Dieses "ausstreifen" erfolgt meist von der Körpermitte weg nach außen. Dies regt den Stoffwechsel an und verbessert die Beweglichkeit. - Technik - lösen von im Muskel befindlichen Gleitschichten:
Diese Technik wird angewendet um Verklebungen zwischen den Muskelschichten und Faszien zu lösen. Die anschließenden besseren Gleiteigenschaften verbessern die Beweglichkeit. Dabei benutzt der Therapeut beide Hände und nimmt zwischen den Daumen und Zeigefingern eine große Hautfalte im Bereich des Triggerpunktes und drückt diese zusammen.
Wichtig!
Die vorgestellten Techniken sind sehr schmerzhaft. Um eine Wirksamkeit zu erzielen muss auch teilweise bis an die Schmerzgrenze gegangen werden.
Wie oben beschrieben sind die manuellen Techniken sehr druck- und schmerzintensiv. Aufgrund dessen sollte bei folgenden Gründen von einer Behandlung abgesehen bzw. nach einer Risikoabwägung entschieden werden.
Gründe, die gegen eine Therapie sprechen sind:
- Der Patient wird aufgrund einer Krebserkrankung bestrahlt. Dabei kann eine Strahlenfibrose entstehen, welche zu Vernarbungen auf der Haut führt.
- Der Patient nimmt Blut gerinnende Medikamente oder leidet an eine Blutgerinnungsstörung. Bei einer Behandlung kann es dann zu massiven Einblutungen ins Gewebe kommen.
Gründe, die eine Risikoabwägung erforderlich machen:
- akute Muskelverletzungen liegen vor (z.B. Muskelfaserriss)
- frische Knochenbrüche
- akute Gelenkverletzungen
- Hauterkrankungen oder -verletzungen
- Osteoporose
- bösartiger Tumor
- akute Infektionen oder Entzündungen
- nicht erträgliches Schmerzlevel des Patienten während der Behandlung
Neben der Behandlung beim Physiotherapeut oder Arzt stehen einige Alternativen zur Behandlung von Triggerpunkten zur Verfügung.
Für die Selbstmassage gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Druck durch die eigenen Finger direkt auf den Triggerpunkt
- Die knubbelige Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und Druck ausüben
- Massage mit dem eigenen Fingerknöchel oder des Handballens
- Benutzen von Massagegeräten, wie Igelball, Massagestab, Massageball, Faszienrollen
In unserer Rubrik Triggerpunktmassage findet ihr zu jedem oben genannten Triggerpunkt einen Steckbrief mit
- genauen Symptomen,
- Ursachen, die zu diesem Triggerpunkt führen,
- einer Anleitung wie Ihr die Myogelose finden könnt,
- welcher Massagetechnik und -gerät Ihr arbeiten müsst und
- welche Übungen euch zusätzlich helfen.
Eine Akupressurmatte ist eine gute Ergänzung um die knotigen Muskelpartien zu behandeln. Diese löst durch die vielen einzelnen Nadeln ebenfalls Druck auf die betroffenen Muskeln aus und fördert gleichzeitig die Durchblutung und die Lymphzirkulation. Dies wiederum ist dem Abtransport der "entzündlichen Suppe" im Muskelgewebe zuträglich.
Des Weiteren werden Glückshormone freigesetzt, die Schmerzen lindern, ein Wohlgefühl erzeugen und somit zu einer Entspannung führen. In Kombination mit einer progressiven Muskelentspannung sind das alles Faktoren, die positiv auf eine verhärtete Muskulatur einwirken, sie entspannen und nachhaltig vermeiden.
Die Naturheilkunde liefert Möglichkeiten durch spezielle Salben und die Einnahme von homöopathischen Kügelchen die Muskulatur und sich geistig zu entspannen. Empfohlen werden an dieser Stelle
- Beinweil,
- Kampfer,
- Arnika,
- Bockshornklee und Damiana.
Den Einsatz von ätherischen Ölen für eine Aromatherapie wirkt entspannend, belebend und schmerzlindernd. Speziell Rosmarin hilft bei einer verspannten Muskulatur. Lavendel und Muskatellersalbei sind bekannt für ihr entspannende Wirkung und lösen somit stressbedingte Muskelverspannungen in dem der Muskeltonus (Anspannungsgrad) reduziert wird. Ergänzend dazu kann Johanniskrautöl (Mazerat) eingerieben werden, auch dieses löst Verspannungen.
Schüssler Salze wie das Schüssler Salz Nr. 7 - Magnesium Phosphoricum wirkt schmerzlindernd und entspannend. Es ist darauf zu achten, dass eine Übersäuerung im Körper nicht vorhanden ist, da dies zu einer Demineralisierung der Knochensubstanz führen kann. Um dem entgegen zu wirken sollte zusätzlich das Schüssler Salz Nr. 9 Natrium Phosphoricum eingenommen werden.
Wer während der Einnahme sicher gehen will, dass der pH-Wert im Körper nicht fällt kann dies mittels Urinproben selbst ermitteln. In der Apotheke gibt es dafür Teststreifen. Es ist allerdings darauf zu achten, dass man den Wert über mehrer Tage zur gleichen Uhrzeit feststellen sollte, da dieser nach Tageszeit und Trinkmenge schwankt.
Triggerpunkten vorbeugen
Man kann der Entstehung von Triggerpunkten sehr gut vorbeugen. Wichtige Faktoren sind die eigene Körperhaltung, Bewegung, Entspannung und die Ernährung. Dies Alles hilft um eine Überbeanspruchung der Muskulatur zu vermeiden.
Richtig Sitzen ist schon die halbe Miete, versuche aufrecht zu sitzen und die natürliche Lordose (Wirbelsäulenkrümmung) im unteren Rücken beizubehalten. Dies ist nicht immer ganz leicht, vor allem wenn man beruflich viel Zeit am Schreibtisch verbringt und sich ständig darauf konzentrieren muss.
Lordosenstützen oder Keilkissen bieten den nötigen "Rückhalt" um eine natürliche Sitzhaltung auch dauerhaft beizubehalten. Dies entstresst die Muskulatur und vermeidet eine Überbeanspruchung.
Vor allem der Nacken und Hals sind von Verspannungen betroffen und somit auf anfällig für Triggerpunkte. Neben einer ungünstigen Haltung des Kopfes bei der Arbeit wachen viele bereits mit Schmerzen auf. Während des Schlafes ist es von entscheidender Bedeutung, dass Kopf stabil gelagert wird und die Wirbelsäule einen geraden Verlauf hat.
Orthopädsiche Schlafkissen bieten genau die Eigenschaften um die Muskulatur im Schlaf zu entlasten. So werden Verspannungen vermieden.
Ebenso gehört das richtige Heben von schweren Gegenständen zu einem wichtigen Verhalten um den unteren Rücken zu schonen. Langfristig führt das vor allem bei körperlich anstrengenden Berufen zu einem überbeanspruchten Bandappart und Muskulatur.
Hierbei gelten folgende Grundsätze:
- Das Gewicht vor dem Anheben prüfen
- Halte die Last so nahe wie möglich am Körper
- Hebe die Last mit einem geradem Rücken und aus der breitbeinigen Hocke vom Boden
- Immer den ganzen Körper mit der Last drehen und niemals den Oberkörper
- Bei Arbeiten am Boden auf einen geraden Rücken achten, hier können Bandagen helfen
Allerdings ist auch die beste Körperhaltung über Stunden hinweg nicht ausreichend, ändere gelegentlich die Sitzhaltung, versuche wenn möglich auch im Stehen zu arbeiten und etwas zu gehen. Eine Faustregel (50/25/25) besagt 50% der Zeit sitzen, 25% stehen, 25% gehen.
Um die Muskulatur generell vor einer Überbeanspruchung zu schützen ist Sport sehr wichtig. Er stärkt die Muskeln was dazu führt, dass diese gar nicht erst überbeansprucht werden bzw. es länger dauert. Eine zusätzliche Maßnahme ist die Dehnung der Beckenmuskulatur, denn durch das heutzutage viele Sitzen verkürzt sich.
Speziell der verkürzte Hüftbeuger zieht beim Stehen nach vorne und die untere Rückenmuskulatur muss dann dagegen halten und mehr Kraft aufwenden, d. h. der Anspannungsgrad wird erhöht und die Belastung steigt.
Wer einen stressigen Alltag hat und dafür keinen Ausgleich findet belastet seine Muskulatur stärker. Denn Stress und Ängste führen zu einer Ausschüttung von Hormonen, die die Muskeln unbewusst anspannen.
Dauerhaft führt dies ebenfalls zu einer Überbeanspruchung. Hier sollten Maßnahmen ergriffen werden um einen Ausgleich zu schaffen.
Die Akupressur bietet Möglichkeiten um Verspannungen zu behandeln bevor es zur Ausbildung von Triggerpunkten kommt. Sie hilft dabei Stress zu reduzieren und Verspannungen zu lösen. Hierfür ist es nicht zwingend notwendig einen Therapeuten aufzusuchen. Mittlerweile gibt es Möglichkeiten sich auch in den eigenen vier Wänden selbst zu therapieren. Neben der eigenen Kompression von Akupressurpunkten sind Gitterpflaster eine echte Alternative.
Auch die Ernährung ist ein wichtiger Faktor, vor allem die Versorgung der Muskulatur mit ausreichend Magnesium beugt einer Überstrapazierung vor.
Auch der Kalziumhaushalt spielt eine große Rolle, beide Mineralien müssen in einem gesunden Verhältnis,
(am besten ein Teil Magnesium zu zwei Teile Kalzium), zueinander stehen. Sonst führt dies zu einer krampfenden Muskulatur.
Magnesium erhält man über Nüsse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte. Kalzium über Milchprodukte und frisches grünes Gemüse. Ein weiterer Vorteil den eine ausreichende Magnesiumzufuhr in sich trägt ist die entspannende Wirkung.
Wer Schwierigkeiten hat die benötigten Mineralstoffe über natürlichen Weg zu sich zu nehmen, kann auch auf das Schüssler Salz Nr. 7 bei Magnesiummangel zurückgreifen. Oder man greift zu Nahrungsergänzungsmittel, die ein umfangreicheres Angebot an div. Mineralstoffen und Vitaminen liefern.
Wichtig!
Vorhandene Triggerpunkte sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden und bedürfen einer Behandlungen um einen chronischen Verlauf vorzubeugen.
Zusammenfassung
Der Hauptgrund für Triggerpunkte ist eine Überlastung der Muskulatur. Das Ergebnis sind oftmals Muskelschmerzen, die bei Nichtbehandlung dazu neigen sich in andere Körperregionen auszubreiten und chronisch zu werden.
Die Symptome sind neben den Schmerzen eine entstehende Fehlhaltung und Bewegungseinschränkungen. Teilweise kann es auch zu neurologischen Ausfallerscheinungen, aufgrund gedrückter Nerven, kommen.
Als erfolgversprechend hat sich der multimodale Therapieansatz herauskristallisiert. Folgende Behandlungen können bei Muskelverspannungen eingesetzt werden:
- Bewegung in Form von rückenschonendem Sport und gezielten Rückenübungen
- Verwendung eines orthopädischen Schlafkissens zur Entlastung der Hals- und Nackenmuskulatur
- Massagen, Manualtherapie, Dry Needling und Triggerpunktmassagen
- Wärme- und Kälteanwendungen
- Akupressur mit Gitterpflastern
- Entspannung durch eine Akupressurmatte in Kombination mit progressiver Muskelentspannung
- Naturheilkunde (Heilkräuter) und Aromatherapie
- Schüssler Salze
- Einnahme von Schmerzmitteln (Ibuprofen, Diclofenac) und Muskelrelaxanzien
- Elektrostimulation (TENS - Transkutane elektrische Nervenstimulation)
- Stoßwellentherapie - Triggerpunktbehandlung mittels Schallimpulsen
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Genialer, übersichtlicher Artikel, sehr hilfreich, vielen Dank für Eure Arbeit.
Hallo Annette,
vielen Dank! Freut mich, dass der Artikel dir weiterhilft.
Grüße
Roland
Schon eine Weile her, aber egal!
Weltklasse Artikel, super beschrieben, sehr hilfreich!
Hallo,
vielen Dank für die Blumen!
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Dein Team von BACKLAXX®