Rückenschmerzen: Überblick, Symptome, Ursachen

  Lesedauer: 25 min

by Alexander Lisizin | 24.03.2018


Rückenschmerz ist nicht gleich Rückenschmerz

Rückenschmerzen, wer kennt sie nicht. Statistisch gesehen war jeder Deutsche aufgrund eines schmerzenden Rückens schon beim Arzt. Somit es nicht verwunderlich, dass es die Volkskrankheit Nr. 1 in Deutschland ist. Dabei ist Rückenschmerz nicht gleich Rückenschmerz, es gibt dabei doch einiges zu beachten. Dauer, Häufigkeit, Stärke des Schmerzes machen einen Unterschied. Auch die Symptome sind ausschlaggebend für die Ursache. Hier kannst Du dir einen Überblick verschaffen.


Volkskrankheit Rückenschmerzen

90% der Rückenschmerzen werden als unspezifisch eingestuft, weil sie keiner Ursachen zugeordnet werden können.

Die Ursachen für Rückenschmerzen sind oftmals schwer zu diagnostizieren

Rückenleiden, auch Dorsopathien genannt, sind bei vielen Menschen allgegenwärtig.
Sie gehören übergeordnet betrachtet zu den "Krankheiten des Musel-Skelett-Systems und des Bindegewebes". Sie waren vor 100 Jahren medizinisch kaum relevant. Aus diesem Grund finden sie auch kaum Erwähnung in der damaligen Literatur.

Heutzutage sind Schmerzen im Rückenbereich aus medizinischer Sicht von herausragender Bedeutung in allen Altersgruppen in Deutschland und auch in vielen anderen Industrienationen. Somit sind Erkrankungen des Rückens ein sehr häufiger Grund von Arbeitsunfähigkeit und sogar Frühverrentungen. 
Jede(r) Zweite geht aufgrund von Rückenschmerzen zum Arzt.


Was sind Schmerzen?

Schmerzen warnen uns vor einer Schädigung des Gewebes und sind deshalb ein wichtiger Indikator für uns. Sie sollten ernst genommen werden und nicht durch Schmerzmittel über einen längeren Zeitraum betäubt werden. Die "International Association for the Study of Pain" definiert Schmerzen folgendermaßen:

Definition von Schmerzen nach der IASP

„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis, das mit tatsächlicher oder potenzieller Gewebeschädigung einhergeht oder von betroffenen Personen so beschrieben wird, als wäre eine solche Gewebeschädigung die Ursache.“

Wie entstehen Schmerzen?

Die Erfassung einer drohenden bzw. entstandenen Verletzung (noxischer Reiz) wird durch Nozizeptoren im sogenannten nozizeptiven System registriert und über das Rückenmark an das Gehirn weitergeleitet.

Diese Reize werden durch mechanische (Nadelstich), chemische (Verätzungen) oder thermische (Verbrennung) Einflüsse ausgelöst.

Diese Signale dienen als Warnfunktion und sind für die Erhaltung unserer Gesundheit von entscheidender Bedeutung. Denn wir lernen dadurch schon bereits im Kindesalter welche Verhaltensweisen wir vermeiden sollten. 

Chronisch, subakut, akut und rezidivierend

Die Lokalisation der Schmerzen im Rücken geht dabei vom oberen Nacken (letzter fühlbarer Halswirbel) bis zur Gesäßfalte. Dabei ist die Einschätzung der Stärke von Rückenschmerz von Patient zu Patient unterschiedlich und hängt stark von der sozialen und ethnischen Herkunft ab.

Bezogen auf die Dauer grundsätzlich 4 verschiedene Arten von Rückenbeschwerden unterschieden:

  • akut - tritt gelegentlich auf, dauert meist nur wenige Tage und ist in diesen Fällen harmlos
  • subakut - länger als 6 Wochen
  • chronisch - länger als 12 Wochen
  • rezidivierend - treten innerhalb von 6 schmerzfreien Monaten wieder auf
Entstehung chronischer Schmerzen
Neuron mit Dendtrit, Zellkern, Soma, Axon, Myelinscheide, Ranvierscher Schnürring, Schwannsche Zelle, Axonterminale

Darstellung eines gesunden Neurons und dessen Bestandteilen

Ab wann Schmerzen chronisch sind ist laut "International Association for the Study of Pain" nicht  klar definiert. Jedoch spricht man von einer Chronifizierung im Allgemeinen dann, wenn der Schmerz länger als 3 Monate anhält.

Bei chronischen Schmerzen, anders wie bei Akuten ist der Schmerz als Warnfunktion des Körpers vor Schädigungen nicht mehr vorhanden, da sie ja all gegenwärtig sind. Das bedeutet auf der einen Seite, dass obwohl vielleicht kein Schädigungsprozess mehr vorliegt Schmerzen vorhanden sind. Auf der anderen möglicher Weise Schädigungen an einer anderen Stelle nicht mehr wahrgenommen werden.

Dieser chronische Zustand wird dann auch als Erkrankung eingestuft, weil sich dann Nerven und Synapsen krankhaft verändern. In diesem Stadium können bereits leichte Berührungen Schmerzen verursachen.

Dies kann allerdings durch Schmerztherapien wieder rückgängig gemacht werden.

Auswirkungen chronischer Schmerzen

Die Auswirkungen sind multidimensonial und erstrecken sich über folgende Ebenen:

  • körperlich und organisch - Verlust bzw. Einschränkung der Mobilität und Beweglichkeit
  • emotional - Verschlechterung der Stimmung und der inneren Einstellung
  • sozial - Rückzug aus der Gesellschaft, Einschränkungen bei der Arbeitsfähigkeit

Persönliche Schmerzintensität

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass jeder Mensch ein anderes Schmerzempfinden hat. Manche  leiden sogar an Hyperalgesie oder Allodynie (Überempfindlichkeit bei Schmerzen), hier kann sogar das Aufliegen der Bettdecke als schmerzhaft empfunden werden.

Die Intensität von Schmerzen ist von vielen Faktoren abhängig, auf der einen Seite spielt die Genetik eine Rolle. Dies wird durch die Anzahl der vorhandenen Schmerzsensoren beeinflusst, je mehr desto schneller und intensiver erfolgt eine Durchleitung der Signale zum Gehirn.

Schmerzsymptome werden stark von Faktoren wie Stimmungslage, soziale Ungerechtigkeit, familiäres Umfeld und der Arbeitsplatzsituation beeinflusst.

Eine negative Stimmungslage verstärkt Schmerzen und fördert eine Chronifizierung

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die psychische Verfassung, so können z. B. Trauer und Einsamkeit zu einer länger andauernden negativen Stimmungslage führen.

Antriebs- und Freudlosigkeit können sich einstellen was wiederum dazu führt, dass der Schmerz stärker in den Mittelpunkt des Alltags rückt und im Allgemeinen dann als intensiver empfunden wird.

Die daraus resultierende Inaktivität führt darüber hinaus zu einer Verschlechterung der Körperhaltung was wiederum muskuläre Verspannungen verstärkt und den Schmerz intensiviert.

Ebenfalls haben soziale Faktoren einen wichtigen Einfluss auf das Schmerzempfinden. Der soziale Status wie Familie, Beruf, Wohnsituation, wirtschaftliche Lage und ethnische Herkunft können sich ebenfalls negativ auswirken. Studien des Robert-Koch-Instituts zeigen, dass soziale Ungleichheiten einen starken Einfluss auf die Bewertung des eigenen Gesundheitszustands haben, 

Die Stimmungslage und soziale Ungerechtigkeit haben auch einen starken Einfluss auf die Chronifizierung von Rückenschmerzen. Da meist eine aktive Änderung des Verhaltens zur Beseitigung der Rückenschmerzen nicht selbstständig durchgeführt wird. Somit entsteht eine Abwärtsspirale die zu chronischen Leiden führen kann.


Wie werden Schmerzen gemessen?

Um Schmerzen besser einschätzbar zu machen wurden sogenannte Schmerzskalen entwickelt. Dabei weist die numerische Ratingskala (NRS) die meisten Vorteile auf. Die Skala reicht von der Stufe 1 (keine Schmerzen) bis Stufe 10 (stärkste vorstellbare Schmerzen).

Das untere Bild soll dies verdeutlichen, es stellt eine Kombination aus der NRS (Numerische Ratingskala) und der Schmerzgesichter-Skala (FPS) dar, die bei Kindern zum Einsatz kommt. Sie dient bei der Schmerztherapie als Einschätzung ob eine Therapie Erfolge erzielt.

Die Numerische Ratingskala hat sich als Variante mit den meisten Vorteilen erwiesen. Ergänzt mit der Faces Pain Scale wird die Skala noch plastischer und einfacher zu interpretieren.

Die Schmerzskala nach NRS in Kombination mit Gesichtsschmerzskala

Wichtig!

Schmerzen dienen als Warnsignal vor Schädigungen des Gewebes. Bei einer
Nicht-Behandlung können sich Schmerzen durch eine Veränderung der Nerven manifestieren, was zu einem Schmerzgedächtnis führt. Dieses Ergebnis wird stark durch psychische und soziale Faktoren negativ wie auch positiv beeinflusst.


Einordnung von Rückenschmerzen

  • Ca. 90% der Rückenbeschwerden werden als unspezifisch eingestuft
  • Ca. 2/3 der Schmerzen im Rücken werden im Lendenwirbelbereich lokalisiert
  • Ca. 27% der Männer und 35% der Frauen in Deutschland leiden an chronischen Rückenschmerzen
Radikulär und pseudoradikulär
Häufig wird durch eine verhärtete Muskulatur oder verklebte Faszien Druck auf Nerven ausgeübt, die dann Schmerzen zur Folge haben.

Ca. 90% der Rückenschmerzen sind myofaszial bedingt, sprich sie hängen direkt mit der Muskulatur und den Faszien zusammen

Man unterscheidet zwei Schmerztypen, radikulärer Schmerz oder pseudoradikulärer Schmerz (tritt deutlich häufiger auf). Beide Schmerzarten äußern sich ähnlich und sind zu Beginn nicht leicht zu unterscheiden.

Der radikuläre Schmerz entsteht durch gereizte Nervenendungen wie nach einem Bandscheibenvorfall oder durch Muskelverspannungen, die evtl. zu Entzündungen führen können.

Dabei kann der Schmerz entlang des Versorgungskanals bis in die Arme und Beine (Nervenendpunkt) strahlen. Dies kann dazu führen, dass der Schmerz am Endpunkt der Nerven größer erscheint als am eigentlichen Entstehungsort. Oftmals werden die Schmerzen durch Kribbeln und/oder Lähmungserscheinungen begleitet.

Diese neurologischen Ausfallerscheingungen treten bei pseudoradikulären Schmerzen nicht auf. Hierbei kann die Ursache von den Gelenken der Wirbelsäule, den sog. Facettengelenken herrühren.


Unspezifisch
Bei beruflich bedingten Fehlhaltungen ist es um so wichtiger sich regelmäßige behandeln zu lassen oder sich einer stetigen Eigentherapie zu unterziehen.

In manchen Berufen sind Fehlhaltungen kaum zu vermeiden.

Der Großteil der Patienten (ca. 85% - 90%) leidet an unspezifischen Rückenschmerzen, diese werden meist als harmlos und vorübergehend eingestuft und können keiner eindeutigen Ursache zugeordnet werden.

Dies setzt allerdings eine zuverlässige Diagnose voraus. Die schmerzverursachenden Komponenten sind in der Regel die Rückenmuskulatur, Sehnen, Bänder oder Faszien

Die Ursachen sind Fehlbelastungen und -haltungen im Alltag und daraus resultierende Verspannungen. Gerade dieser Schmerztyp neigt dazu bei einer Nichtbehandlung chronisch zu werden.

In vielen handwerklichen Berufen gehört das Arbeiten in gebückter Haltung zum Alltag und somit zu verspannter Muskulatur.

Im Büro ist es jedoch auch nicht viel besser, das stundenlange Sitzen führt zu einer Verkürzung der Faszien, wenn man dies nicht durch Dehnung ausgleicht.

Auch Ärzte in Operationssälen sind eine gefährdete Berufsgruppe und Berufe, die eine sehr monotonen Arbeitsablauf haben wie z.B. Arbeiten an Montagebändern.

Spezifisch

Schmerzen am Rücken werden dann als spezifisch eingestuft, wenn die Ursache eine Erkrankung oder Verformung der Wirbelsäule ist. Hier kann durch Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, einer MRT (Magnetresonaztomografie) oder einer CT (Computertomografie) eine eindeutige Diagnose gestellt werden.

Ebenfalls dazu gehören entzündliche Krankheiten der Muskulatur oder des Bindegewebes die Mittels Blutbild diagnostiziert werden können. Darüber hinaus sind Defekte an den Nerven und schwere psychosomatische Erkrankungen (psychologisches Gutachten) ebenfalls als spezifisch einzustufen.


Betroffene Rückenbereiche und Risikofaktoren

Ca. 2/3 aller Rückenschmerzen treten im unteren Segment des Rückens auf, dem sog. Lendenwirbelbereich (LWS). Diese werden im Allgemeinen als Kreuzschmerzen bezeichnet.

Ca. 1/3 der Schmerzen treten an der Halswirbelsäule (HWS) auf. und ein sehr geringer Anteil im Bereich der Brustwirbelsäule (BWS).

Stress, Überlastung, Erschöpfung, Depressionen haben einen starken Einfluss auf das Schmerzempfinden.

Psychische Faktoren spielen bei der Entstehung von chronischen Rückenschmerzen mittlerweile eine sehr bedeutenden Rolle.

Die Risikofaktoren von mehreren Studien belegen, dass mangelnde Bewegung oder Übergewicht geringere Auswirkungen auf Rückenschmerzen haben als psychosoziale Einflüsse.

Hier nehmen speziell negativer Stress und Ängste, Depressionen und die Neigung sich körperlich unwohl zu fühlen (Somatisierung) an Bedeutung zu. Ebenso gehören Denkmuster wie

  • "fear-avoidence-beliefs" 
    (Angst, dass Bewegung zu Schmerzen führt),
  • "endurance-beliefs"
    ( trotz Schmerzen durchhalten zu müssen) oder das
     
  • Katastrophisieren
    (überzogene innere Einstellung vom Eintr
    effen negativer Ereignisse),

die einen großen Einfluss auf die Entstehung von chronischen, psychosomatischen Rückenbeschwerden haben.

Ein weiterer Risikofaktor ist die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, hierzu zählen Stress, monotone Arbeit sowie soziale Konflikte. Zudem gehören schwere körperliche Arbeit (schweres Heben) oder ungünstige Körperhaltungen, wie z.B. über Kopf arbeiten, zu den weiteren Faktoren die den Rücken schmerzen lassen.

Wichtig!

Nur 10% - 15% der Rückenschmerzen können einer eindeutigen Ursache zugeordnet werden!


Symptome und Ursachen von Rückenschmerzen

Plötzlich auftretende Rückenschmerzen nach einer ungünstigen Bewegung oder allmählich schlimmer werdende Rückenbeschwerden, aufgrund einer längeren nicht ergonomischen Haltung, können in den meisten Fällen einfach behandelt werden. Neben den Rückenschmerzen treten häufig auch Symptome auf wie sich 

  • gerade aufzurichten,
  • eingeschränkte Beweglichkeit,
  • heftiger einschießender oder
  • stechender Schmerz,
  • in die Arme oder Beine strahlender Schmerz oder
  • Muskelschmerzen.

Sollten die Schmerzen länger als zwei Wochen andauern dann suche bitte einen Arzt auf. Dies gilt besonders dann, wenn noch folgende Begleitsymptome auftreten:
  • Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen in den Beinen oder Armen
  • Schmerzen in den Beinen oder im Genitalbereich
  • Stuhl oder Urin kann nicht gehalten werden
  • Schmerz verstärkt sich bei Bewegungen, beim Niesen oder Husten
  • Schmerz lässt nicht nach, wenn Sie sich hinlegen

Wenn die Schmerzspirale nicht durchbrochen werden sind chronische Rücken- bzw. Nackenschmerzen vorprogrammiert.

Die Schmerzspirale führt zu einer stetigen Verschlechterung der Schmerzsituation die für eine Genesung durchbrochen werden muss.

Die Ursachen für Rückenschmerzen sind vielfältig. Sie können körperlicher und auch psychischer Art sein.

In vielen Fällen ist es mangelnde Bewegung bzw. auf fehlende Bauch- und Rückenmuskulatur zurück zu führen. Ein ebenfalls häufiger Grund sind einseitige Haltungen z. B. am Arbeitsplatz dadurch entstehen Muskelverspannungen, die benachbarte Nerven reizen und dadurch zu Schmerzen führen.

Dies kann zu Fehlhaltungen führen, um den Schmerz zu lindern und die betroffenen Bereiche unbewusst zu kompensieren. Dies kann wiederum zu einer Verstärkung von Rückenschmerzen führen.

Wie schon erwähnt können auch psychosomatische Erkrankungen Rückenschmerzen hervorrufen. Hierzu gehören Stress oder Depressionen, wobei eine Verbindung zwischen der Psyche und dem Körper entsteht. Das negative Gefühlsleben lässt einen die Schmerzen als stärker empfinden, da die Konzentration auf das Leiden überhand nimmt.

Dabei kann es zu einer Schmerzspirale kommen, dies bedeutet, dass durch die psychisch hervorgerufenen Schmerzzustände weitere Schmerzen entstehen was den psychischen Zustand der Betroffenen weiter verschlechtern kann. 


Nackenschmerzen

Wenn Verspannungen der Muskulatur nicht regelmäßig behandelt werden kann dies zu Verhärtungen führt dies zu Veränderungen der Nerven und zu einem Schmerzgedächtnis.

99% der Nackenschmerzen werden durch Muskelverspannungen hervor gerufen.

Nackenschmerzen kommen neben Schmerzen im Lendenwirbelbereich am häufigsten (10% - 15%) vor und werden deshalb hier separat beschrieben.

Die Ursachen sind häufig ähnlich wie in den anderen Wirbelsäulensegmenten jedoch nehmen sie durch die Art der auftretenden Symptome eine gesonderte Stellung ein.

Die Schmerzregionen befinden sich entweder direkt am Hinterkopf, entlang des Nackens oder an der oberen Rückenmuskulatur. 



Klassifizierung

Die "Neck-Pain-Task-Force" hat Nackenschmerzen in vier Klassen unterteilt, die helfen sollen die Schwere der Schmerzen zu beurteilen und Behandlungsmethoden abzuleiten.

  • Grad 1: Es sind keine Anzeichen von strukturellen Veränderungen und keine bis sehr geringe Beeinträchtigung des täglichen Lebens vorhanden. Die Behandlung beschränkt sich auf Aufklärung und kurz dauernde Therapien.
  • Grad 2: Es gibt keine Anzeichen von strukturellen Veränderungen, jedoch ist keine deutliche Beeinträchtigung des täglichen Lebens vorhanden. Behandlungen wie die Verschreibung von Schmerzmitteln und Physiotherapie sind erforderlich.
  • Grad 3: Es sind keine Anzeichen von strukturellen Veränderungen vorhanden, jedoch sind hier bereits abgeschwächte Sehnenreflexe oder Muskelschwäche erkennbar. Hier sind bereits invasivere Behandlungen notwendig.
  • Grad 4: Es liegen Symptome einer strukturellen Veränderung der HWS vor wie z.B. Frakturen, eine Schädigung des Nervengewebes im Rückenmark (Myelopathien), Tumore (Neoplasmen) oder systemische Erkrankungen. Chirurgische Eingriffe sind an dieser Stelle normalerweise erforderlich.

Symptome

Die Symptome neben dem eigentlichen Schmerz können sehr vielfältig sein und man sollte auf die körperlichen Signale achten. Denn einige der unten genannten Anzeichen sind offensichtlich, andere wiederum nicht.

  • Schulterschmerzen
  • Steifer Nacken
  • Übelkeit
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Ohrenschmerzen
  • Ohnmacht
  • Tinnitus - Ohrgeräusche
  • Ausstrahlende Schmerzen in den Oberkörper und den Armen
  • Schonhaltung
  • Augenflimmern / Sehstörungen
  • Schluckbeschwerden

Ursachen von Nackenschmerzen

Statistisch gesehen hat fast jeder einmal im Leben Schmerzen im Nacken. Nur in den seltensten Fällen, unter 1%, sind diese mit einer ernsthaften Erkrankung verbunden.

Dazu gehören Tumore, Infektionen oder rheumatische Erkrankungen. Hier sind die Diagnosemöglichkeiten von spezifischen Ursachen ähnlich schlecht wie bei Rückenschmerzen.

Somit sind 99% der Ursachen auf Verspannungen bzw. Verhärtungen der Muskulatur durch Fehlhaltungen zurück zu führen.

Besonders der Kapuzenmuskel (musculus trapezius) der vom Hinterhauptbein den Nacken entlang nach unten verläuft. Auch die darunter liegenden Riemensmuskeln (musculus splenius capitis) neigen zu Verhärtungen.

Diese Situation wird durch Stress verstärkt und durch das Einnehmen einer Schonhaltung (sog. Schiefhals oder auch Torticollis genannt) die das Ganze verschlimmert.

Hierbei besteht die Gefahr, dass sich die Schmerzen manifestieren und zu Veränderungen der Nerven kommt und somit ein Schmerzgedächtnis entsteht. Dies kann zu einer Chronifizierung führen und somit zu einem dauerhaften Leiden.

Hier wiederum sind wichtige Einflussfaktoren

  • Übergewicht
  • Schwangerschaft
  • körperliche Arbeit
  • dauerhafter Distress (negativer Stress)
  • Ängstlichkeit und
  • Depressionen.

Zu den Risikofaktoren gehören

  • fehlende Bewegung
  • Rauchen
  • fehlende Ergonomie am Arbeitsplatz

Eine Ausnahme der oben genannten Faktoren ist das Schleudertrauma (traumatische Halswirbeldistorsion) die bei 85% der Fälle nach ca. 4 - 6 Wochen folgenlos ausheilen.


Wiederkehrende Nackenbeschwerden

Bei Erwachsenen treten bei ca. 40% der Betroffenen innerhalb von zwölf Monaten erneut Schmerzen im Nacken auf. Somit ist eine hohe Wahrscheinlichkeit vorhanden mindestens einmal pro Jahr an Nackenschmerzen zu leiden.

Dabei hängt eine langfristige Genesung von der inneren Einstellung ab. Optimisten und eine angepasste Verhaltensweise haben eine größere Aussicht auf Erfolg. Ein psychisch schlechter Zustand und ein erhöhtes Alter erhöhen das Risiko wiederkehrender Schmerzen im Nacken.

Erfolgsversprechende Behandlungsmöglichkeiten sind hierbei neben der Aufklärung der Ursachen:

  • Mobilisierung (Dehnung durch Physiotherapeut),
  • Nackenübungen,
  • manuelle Therapie,
  • progressive Muskelentspannung nach Jacoboson,
  • Ausdauersport wie Joggen,
  • Training der Nackenmuskulatur und
  • Triggerpunktmassagen.

Wichtig!

Spezifische Schmerzen im Nacken sind ähnlich schwer zu diagnostizieren wie ein spezifischer Rückenschmerz jedoch sind muskuläre Ursachen zu 99% wahrscheinlich. Oftmals sind diese durch einfache Behandlungsmethoden zu beheben.


Zusammenfassung

Rückenschmerzen gehören mittlerweile zu einem der häufigsten Gründe eines Arztbesuches und nahezu 1/3 der Betroffenen haben bereits ein chronisches Rückenleiden. Dabei spielen Muskelverspannungen eine nicht unerheblichen Rolle.

Durch Studien von Bronfort (2004) sowie Jull and Trott (2002) wird belegt, dass durch einfache Maßnahmen wie

Rückenleiden frühzeitig behandelt werden können. In Kombination sind sie herkömmlichen Behandlungsmethoden überlegen und unterstützen eine nachhaltige Genesung.

Auch passendes Schlafkissen mit hoher Stützkraft hilft Verspannungen der Hals- und Nackenmuskulatur vorzubeugen und kann somit nachhaltig Schmerzen vorbeugen.


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