Wirbelkanalverengung – Spinalkanalstenose

  Lesedauer: 10 min

by Roland Späht | 20.04.2018


Wenn das Rückenmark keinen Platz mehr hat

Eine spinale Stenose ist häufig ein schleichender Prozess im Alter. Verschleißprozesse an der Wirbelsäule führen dazu, dass sich der Wirbelkanal über die Jahre hinweg verengt. Auffällig dabei ist ein, über die Zeit hinweg, sich verschlimmender Kreuzschmerz, der bei der Bildung eines Hohlkreuzes nachlässt. Die Problematik dabei ist ein immer stärker werdender Druck auf das Rückenmark oder Spinalnerven, was in schweren Fällen zu Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen führen kann.


Was ist eine Spinalkanalstenose?

Durch den Bruch des Faserring tritt Bandscheibenflüssigkeit aus, verengt den Spinalkanal und drückt auf das Rückenmark. Eine Spinalkanalstenose ist das Ergebnis.

Durch einen Bandscheibenvorfall wird der Wirbelkanal verengt und Druck auf das Rückenmark ausgeübt

Das Rückenmark verläuft durch den sogenannten Spinalkanal und wird dadurch vor Einwirkungen von außen geschützt. Bei einer Spinalkanalstenose wird dieser Wirbelkanal verengt, was nicht zwangsläufig zu Schmerzen führt.

Prägt sich die Verengung jedoch aus, wird Druck auf die Nerven, das Rückenmark oder die Blutgefäße ausgeübt was dann zu Rückenschmerzen führt.

Eine spinale Stenose kann durch ein akutes Ereignis wie einen Bandscheibenvorfall entstehen oder es ist ein schleichender Prozess, der im Alter, über die Jahre hinweg erworben wird und immer schlimmer wird. Wirbelkanalverengungen im Bereich der Lendenwirbelsäule (lumbal) sind da am weitesten verbreitet.

Mittlerweile ist es der häufigste Grund für Operationen im unteren Wirbelsäulenbereich. Jährlich erkranken ca. 4000 Menschen in Deutschland daran.

Ab einem Alter von 60 Jahren kann durch MRT-Aufnahmen bei 20% der Fälle eine Stenose diagnostiziert werden. In den USA stieg die Anzahl der operierten Fälle von 1972 bis 1992 um das 8-fache.


Symptome & Ursachen

Auffällig bei einer degenerativen Entstehung einer Wirbelkanalverengung ist, dass bei den Betroffenen sich die Rückenschmerzen schon seit Jahren verstärken. Zudem werden Symptome bei der Bildung eines Hohlkreuzes (Lordosierung) schlimmer.

Leitsymptome
  • sich über die Jahre verschlimmernder Kreuzschmerz
  • sich bessernder Schmerz bei Ruhephasen
  • Ausstrahlende Schmerzen in einem Oberschenkel, später in das gesamte Bein
  • Taubheitsgefühle in den Beinen
  • Schwere und müde Beine
  • speziell die Bildung eines Hohlkreuzes löst Schmerzen aus, die bis in die Beine ausstrahlen können
  • im schlimmsten Fall treten Lähmungserscheinungen aufgrund einer Radikulopathie oder im spezielleren einer Ischialgie auf
Begleitsymptome
  • Muskelverspannungen im unteren Rücken durch auftretende Schmerzen
  • Blasenschwäche und/oder Mastdarmstörung

Ursachen

Man unterscheidet erworbene und angeborene Ursachen. Folgende Gründe können zu einer spinalen Stenose führen:

Die häufigste Form der Spinalkanalstenose entsteht durch eine Osteochondrose im Alter. Dies ist eine degenerative Erkrankung der Bandscheiben und tritt am häufigsten im Lendenwirbelbereich auf, weil dort die Belastungen am höchsten sind.

Die Bandscheiben werden nicht durchblutet d. h. die Versorgung mit Nährstoffen erfolgt durch deren Entlastung (z. B. beim Schlafen) indem sie Gewebeflüssigkeit aufnehmen. Diese geben sie bei Belastung wieder ab.

Durch verschlissene Bandscheiben verringert sich der Abstand zwischen den Wirbelkörpern und es entsteht Druck auf der Ober- bzw- Unterseite. Um diese Belastung zu verhindern bildet der Körper einen Kalksaum um die Bandscheiben.

Osteochondrose entsteht durch verschlissene Bandscheiben in denen sich eine Verknöcherung der Wirbel bildet

Tritt nun eine ständige einseitige Belastung, wie beim langen Sitzen oder Stehen auf, werden die Bandscheiben unterversorgt. Es wird nicht mehr genügend Gewebeflüssigkeit aufgenommen.

Durch eine langfristige schlechte Unterversorgung facht die Zwischenwirbelscheibe ab und degeneriert. Dieser Prozess wird durch mangelnde Bewegung oder Übergewicht beschleunigt.

Durch die abgeflachten Bandscheiben verringert sich der Abstand zwischen den Wirbelkörpern. Der Durch auf die Facettengelenke steigt, die sich dadurch schneller abnutzen.

Um diesen Prozess aufzuhalten und eine Stabilisierung der Wirbelsäule zu erreichen, bildet der Körper Knochengewebe. Dieser Zustand wird Osteochondrose genannt.

Sowohl die Abflachung der Bandscheiben, was häufig zu Bandscheibenvorfällen führt, als auch die Ausbildung von Knochensubstanz bringt eine Verengung des Wirbelkanals mit sich und somit wird Druck auf 

  • Nerven
  • das Rückenmark oder 
  • Blutgefäße

ausgeübt Rückenschmerzen zur Folge hat.


Diagnose & Therapie

Die Diagnose einer Spinalkanalstenose erfolgt hauptsächlich durch die Schilderung der Symptome in einem Patientengespräch.

  • Wann treten die Schmerzen auf?
  • Sind die Schmerzen beim Gehen oder Stehen besser?
  • Haben Sie Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen?

Des Weiteren wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Dabei prüft der behandelnde Arzt die Körperhaltung und die Reflexe. Außerdem wird er eine Schmerzprovokation durchführen, d.h. bei welcher Bewegung und ab wann tritt der Schmerz auf. Bei einer spinalen Stenose ist es häufig die Bildung eines Hohlkreuzes, was Schmerzen bereitet. Die Gehstrecke ist auch ein Indiz, welches untersucht werden sollte.

Bei Verdacht sollte dann eine Röntgenaufnahme und eine MRT durchgeführt werden. Gerade bei einer MRT werden die Gründe der Wirbelkanalverengung deutlich.

Aufgrund des Alters der meisten Patienten sind auch andere Erkrankungen wie

möglich und lassen sich dann durch die bildgebenden Verfahren diagnostizieren.


Therapie

Die Therapie ist von der Ausprägung der Verengung und des Schmerzzustandes abhängig. Die Behandlungsmethoden reichen von der Einnahme leichter Schmerzmitteln bis hin zu einer notwendigen Operation um Nervschädigungen (Kaudasyndrom) zu vermeiden.

Interessanter Weise zeigen Studien bei Patienten, die nicht therapiert wurden, dass es bei

  • 15% zu einer Verschlechterung,
  • 15% zu einer Verbesserung gekommen ist und
  • 70% gleichbleibende Symptome

über einen Zeitraum von 49 Monaten hatten.

  • Konservative Therapie
  • Operative Therapie

In den meisten Fällen wird mit einer konservativen Therapie begonnen bestehend aus:

  • Die Einnahme von Schmerzmitteln je nach Schmerzgrad, dies reicht von Ibuprofen, Paracetamol und Diclofenac bis hin zu starken Opioden. Dies kann mit Muskelrelaxanzien (Medikamente zur Muskelentspannung) und leichten Antidepressiva unterstützt werden.

    Alternativ können Schmerzmittel auch injiziert (Lokalanästhetikum) werden, was mit einem Kortisonpräparat kombiniert wird um Entzündungen abschwellen zu lassen und die Verengung zu verbessern.
  • Physiotherapie ist ein wichtiges Element den Schmerzzustand zu verbessern, hierzu gibt es verschiedene Übungen aus der Rückenschule.
  • Orthesen (eine Art Korsett) und eine Verhaltenstherapie zur Vermeidung eines Hohlkreuzes können ebenfalls Teil der Therapie sein.
Ein Anzeichen für eine Verbesserung der Situation ist es, wenn Patienten die Gehstrecke verlängern können ohne dass Schmerzen oder eine Verschlimmerung auftritt.
Alternative Behandlungsmethoden

Eine spinale Stenose verursacht Schmerzen, die wiederum zu Muskelverspannungen führen. Alternative Behandlungsmethoden unterstützen die Entspannung der Muskulatur und erleichtern das Leben mit der Erkrankung.

Wärmeanwendungen wie Moorpackungen oder Wärmepflaster sind zu empfehlen. Wärme wirkt durchblutungsfördernd und entspannt die Muskeln. Alternativ ist ein heißes Bad oder eine heiße Dusche hilfreich. Eine weitere schnelle Hilfe sind Kühlpackungen, wie man sie in jedem Supermarkt für Kühltaschen findet. Einfach in ein Küchentuch einrollen und auf die schmerzende Stelle legen.

Die Akupressur bietet hier wunderbare Möglichkeiten. Neben der Behandlung bei einem Therapeuten sind mittlerweile auch Produkte auf dem Markt, die eine tägliche Selbstbehandlung in den eigenen vier Wänden ermöglicht.

Akupressurmatte in Verbindung mit der Stufenlage nimmt den Druck von der Wribelsäule, hilft die Muskulatur zu entspannen und fördert die Durchblutung. Diese Kombination beschleunigt die Heilung bei einem muskulaturbedingten Hexenschuss.

Akupressurmatte zur täglichen Anwendung bei verspannter Muskulatur

Eine Akupressurmatte ist besonders geeignet die gesamte Rückenmuskulatur zu stimulieren und Verspannungen zu lindern. Mit Gitterpflastern hingegen können gezielt Akupressurpunkte zur Schmerz- und Verspannungsreduktion stimuliert werden.

Auch die progressive Muskelentspannung nach Jacobson wirkt, wie der Name schon sagt, entspannend auf die Muskulatur. Sie ist schnell zu erlernen und es Bedarf nur wenige Minuten am Tag um tiefenentspannende Effekte zu erzielen, auch geistig.

In manchen Fällen kommt es zur Ausbildung von Triggerpunkten. Das sind kleine krampfähnliche Knötchen in der Muskulatur, die Schmerzen verursachen und auch andere Symptome auslösen können. Diese lassen sich durch spezielle Massagetechniken (ischämische Kompression) und Dehnübungen behandeln.

Heilkräuter und Heilpflanzen

Die Naturheilkunde liefert ebenfalls Möglichkeiten durch spezielle Salben und die Einnahme von homöopathischen Kügelchen die Muskulatur und sich geistig zu entspannen. Empfohlen werden an dieser Stelle Arnika und Bryonia.

Den Einsatz von ätherischen Ölen für eine Aromatherapie wirkt entspannend, belebend und schmerzlindernd. Speziell

sind eine wirksame Möglichkeit bei Neuralgien zu behandeln. Ergänzend dazu kann Johanniskrautöl (Mazerat) eingerieben werden, auch dieses löst Verspannungen und wirkt schmerzlindernd.

Schüssler Salze

Zu Beginn der Diagnose steht die Erfassung der Krankheitsgeschichte (Anamnese) des Patienten. In Abhängigkeit der genannten Beschwerden folgt eine körperliche Untersuchung.

Schüssler Salze wie das Schüssler Salz Nr. 7 - Magnesium Phosphoricum wirkt schmerzlindernd und entspannend. Es ist darauf zu achten, dass eine Übersäuerung im Körper nicht vorhanden ist, da dies zu einer Demineralisierung der Knochensubstanz führen kann. Um dem entgegen zu wirken sollte zusätzlich das Schüssler Salz Nr. 9 Natrium Phosphoricum eingenommen werden.

Wer während der Einnahme sicher gehen will, dass der pH-Wert im Körper nicht fällt kann dies mittels Urinproben selbst ermitteln. In der Apotheke gibt es dafür Teststreifen. Es ist allerdings darauf zu achten, dass man den Wert über mehrer Tage zur gleichen Uhrzeit feststellen sollte, da dieser nach Tageszeit und Trinkmenge schwankt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Psyche der Betroffenen. Dies soll eine Chronifizierung vermeiden. An dieser Stelle sollen Ängste und eine negative Erwartungshaltung bzgl. der Genesung anhand der Vermittlung von Wissen und einer evtl. notwendigen psychologischen Betreuung ausgeräumt werden.

  • Fasst man dies alles zusammen, macht es die Kombination
  • aus der Einnahme von Schmerzmitteln,
  • Bewegung,
  • alternative Behandlungsformen und
  • die Berücksichtigung psychosomatischer Einflussfaktoren

um die Beschwerden aufgrund von Nervenreizungen innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen zu beseitigen.

Wichtig!

Eine Spinalkanalstenose (Wirbelkanalverengung) tritt am häufigsten im Lendenwirbelbereich und ab einem Alter von 60 Jahren auf.


Dabei ist die Ursache meist eine Osteochondrose, die eine Abnutzungserkrankung der Bandscheiben ist. In den meisten Fällen reicht eine konservative Therapie in Form von Schmerzmitteln, Rückenschule, Rückenübungen und  Muskelentspannung.


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