Knochenschwund – Osteoporose

  Lesedauer: 20 min

by Dr. Viola K. Brüggemann | 25.05.2018


Osteoporose: Poröse Knochen

Osteoporose ist die häufigste Knochenerkrankung im Alter. Dabei verlieren die Knochen an Substanz, sie werden porös und die Knochen können leichter brechen. Betroffen sind zumeist ältere schlanke Frauen, weil der Östrogenspiegel aufgrund fehlenden Fettgewebes nach den Wechseljahren deutlich niedriger ist. Rauchen und Alkohol begünstigen dies auch noch. Eine Ernährung die reich an Kalzium und Vitamin D3 ist sowie eine medikamentöse Behandlung als auch die Abstinenz von Genußmitteln wirken dem Knochenschwund entgegen.


Was ist Osteoporose?

Durch Osteoporose vermindert sich die Dichte der Wirbelkörper, was bereits bei alltäglichen Belastungen zu sogenannten Sinterbrüchen führen kann.

Als Osteoporose wird eine unzureichende Festigkeit des Knochens aufgrund eines Mangels an Knochenmasse bezeichnet.

Als Osteoporose wird eine unzureichende Festigkeit des Knochens aufgrund eines Mangels an Knochenmasse bezeichnet. Der Knochen besteht aus organischem Material wie Kollagen und Proteoglykanen und anorganischen Komponenten wie Mineralien, vor allem aus Kalzium.

Die Vorstufe der Osteoporose ist die Osteopenie. Bei der Osteopenie besteht bereits ein leichter Knochenschwund, dieser fällt aber noch nicht so stark aus wie bei der Osteoporose. Die Unterscheidung der beiden Krankheitsbilder wird über die Messung der Knochendichte getroffen.

Fällt der sogenannte "T-Score" in den Bereich zwischen -1 und -2,5 Standardabweichungen, handelt es sich um eine Osteopenie. Werte unter -2,5 Standardabweichungen definieren die Osteoporose. Als manifeste Osteoporose wird die Erkrankung bezeichnet, wenn zusätzlich zum Knochenschwund Knochenbrüche aufgetreten sind, die nicht durch einen Unfall oder eine Verletzung hinreichend erklärt werden können. Der Mediziner spricht von "pathologischen Frakturen ohne adäquates Trauma".

Knochenmasse und Substanzverlust: Formen

Von der Osteoporose muss die Osteomalazie differenziert werden. Bei der Osteomalazie handelt es sich um eine verminderte Mineralisation des Knochens. Es fehlt also an anorganischer (Kalzium) Knochenmasse. Darüber hinaus wird zwischen einer primären und einer sekundären Form der Knochenerweichung unterschieden:

Die primäre Form betrifft 90 Prozent der Fälle und häufiger Frauen, wohingegen die sekundäre Form häufiger Männer betrifft. Sekundär bedeutet in der Medizin, dass eine Erkrankung als Folge einer anderen Störung oder beispielsweise durch Medikamente ausgelöst worden ist.

Welche Formen der Osteoporose werden unterschieden?

Primäre Form

Die bei 90 Prozent der Fälle vorliegende primäre Form des Knochenschwundes wird wiederum in zwei Typen unterteilt: Der Typ I tritt postmenopausal, also nach den Wechseljahren, auf und ist durch den veränderten Hormonhaushalt bedingt.

Der Typ II ist der "senile" Typ, also eine Altersosteoporose. Die Ursache für den senilen Typ liegt darin, dass die Osteoblasten im Alter immer weniger arbeiten (Osteoblasten-Insuffizienz). So entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Knochenabbau und Knochenaufbau, der zu Knochenschwund führt.

Außerdem zählen zu den primären Formen noch die idiopathische und die idiopathisch juvenile Osteoporose junger Erwachsener. Bei der idiopathisch juvenilen Form sind Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 14 Jahren von Knochenschmerzen oder einem Wirbelbruch betroffen. Nach dem Ende der Pubertät heilt die Erkrankung meist spontan aus. Jedoch kann sich in der Zeit eine Skoliose ausbilden.

Die idiopathische Osteoporose junger Erwachsener betrifft vor allem Männer im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Typisch ist eine Verringerung der Knochenmasse im Bereich der Wirbelsäule. Oftmals sind die Betroffenen Raucher.

Sekundäre Form

Die Ursachen der sekundären Form können entweder in einem gesteigerten Knochenabbau ("High-turnover-Osteoporose") oder einem verringerten Knochenstoffwechsel ("Low-turnover-Osteoporose") mit Verlust von Knochensubstanz liegen.

Auslöser können Langzeittherapien mit Medikamenten wie

sein.

Ebenso sind Bettlägerigkeit und fehlende körperliche Bewegung mögliche Ursachen. Seltener liegt eine toxische Ursache zugrunde, bei der die Aufnahme von Giften wie beispielsweise Cadmium (giftiges Schwermetall) zu einer Knochenerweichung führt.

Die Hormone Cortisol und Östrogen spielen eine entscheidende Rolle für den Knochenstoffwechsel. Daher können endokrine (hormonelle) Erkrankungen wie Hypercortisolismus (Morbus Cushing - die Nebennieren produzieren zu viel Cortisol) und Hypogonadismus (Geschlechtshormone werden nicht ausreichend produziert) Knochenschwund verursachen.

Die Hormone Cortisol und Östrogen spielen eine entscheidende Rolle für den Knochenstoffwechsel.

Die Hormone Cortisol und Östrogen spielen eine entscheidende Rolle für den Knochenstoffwechsel. Daher können endokrine (hormonelle) Erkrankungen wie

  • Hypercortisolismus (Morbus Cushing - die Nebennieren produzieren zu viel Cortisol) und 
  • Hypogonadismus (Geschlechtshormone werden nicht ausreichend produziert)

Knochenschwund verursachen.

Auch Essstörungen können bereits in jüngeren Jahren zu Verlust von Knochenmasse führen.


Symptome & Ursachen

Das erste Anzeichen für den Knochenschwund sind meistens Rückenschmerzen, die sich über den ganzen Rücken unspezifisch verteilen. Rückenschmerzen sind als Symptom jedoch nicht spezifisch, auch bei rheumatischen oder arthritischen Krankheiten, sodass allein von diesem Symptom nicht auf die Diagnose geschlossen werden kann.

Das erste messbare Anzeichen ist die Verminderung der Körpergröße, die dadurch entsteht, dass Wirbelkörper in sich zusammensinken (Sinterung). Die Sinterung der Wirbelkörper erfolgt nicht überall gleichmäßig. Im Bereich der Brustwirbelsäule flacht typischerweise der vordere Anteil der Wirbelkörper stärker ab, was zu einem Rundrücken ("Buckel") führt. Mediziner beschreiben dies als "Kyphosierung" der Brustwirbelsäule" oder bezeichnen den Rundrücken als "Gibbus (lat.)".

Im weiteren Verlauf treten die pathologischen (krankhaften) Knochen- und Wirbelbrüche auf. Bei der postmenopausalen (nach den Wechseljahren) Osteoporose kommt es vor allem zu Wirbelkörperbrüchen, während der senile Typ eher mit Brüchen von Oberschenkelhals, Oberarmknochen und Speiche assoziiert ist.

Wenn Knochen- bzw. Wirbelbrüche auftreten spricht man von einer manifesten Osteoporose

Im weiteren Verlauf treten die bereits angesprochenen pathologischen Knochen- und Wirbelbrüche auf. Bei der postmenopausalen (nach den Wechseljahren) Osteoporose kommt es vor allem zu Wirbelkörperbrüchen, während der senile Typ eher mit Brüchen von Oberschenkelhals, Oberarmknochen und Speiche assoziiert ist.

Ein Wirbelbruch kann spontan auftreten und sollte unbedingt mittels Bildgebung betrachtet werden, um zu überprüfen, ob das Rückenmark durch den Wirbelbruch eingequetscht wird.

Wenn zu lange Druck auf das Rückenmark ausgeübt wird, werden die Nerven zerstört und es kann eine Querschnittlähmung resultieren!

Speziell wenn ein Bruch im Lendenwirbelbereich auftritt führt dies zu hexenschussähnlichen Symptomen. Bleiben die Rückenschmerzen länger als zwei Wochen bestehen bzw. können über konservative Behandlungsmethoden nicht gelindert werden, sollten weitere Untersuchungen erfolgen.


Ursachen

Einige mögliche Ursachen wurden bereits im Abschnitt "Sekundäre Form" erläutert. Im Folgenden sollen noch einmal die häufigen Ursachen erläutert werden.

Der "klassische Osteoporose-Patient" ist eine ältere, schlanke Frau. Frauen sind aufgrund des geringeren Östrogenspiegels nach den Wechseljahren häufiger betroffen. Je früher die Wechseljahre einsetzen, desto früher kann eine Knochenerweichung auftreten. Fettgewebe produziert Östrogen, weshalb schlanke Frauen eher betroffen sind als leicht übergewichtige.

Fehlende Bewegung, zum Beispiel aufgrund von Einschränkungen durch andere Erkrankungen (Herzerkrankungen, Gelenkbeschwerden, Muskelbeschwerden...), trägt zusätzlich zum Verlust von Knochenmasse bei.

Risikofaktoren: Alkohol erhöht die Ausscheidung von Kalzium und vermindert den Vitamin-D-Stoffwechsel. Tabakkonsum senkt den Östrogenspiegel ab, der wichtig für den Knochenstoffwechsel ist.

Alkohol und Rauchen erhöhen das Risiko an Osteoporose zu erkranken.

Zwei weitere Risikofaktoren sind Alkohol und Rauchen. Für das Rauchen ist noch nicht abschließend geklärt, warum es den Knochenschwund begünstigt. Diskutiert wird der beschleunigte Abbau von Östrogen, sodass sich niedrigere Östrogenspiegel einstellen.

Dahingegen ist gut belegt, dass Alkohol auf unterschiedliche Weise den Knochen schädigt. Zum einen erhöht Alkohol die Ausscheidung von Kalzium mit dem Urin und bremst zum anderen zusätzlich die Aufnahme von Kalzium im Magen-Darm-Trakt. Dieses Mineral ist für einen stabilen Knochen unverzichtbar, sodass ein Mangel die Festigkeit und Dichte des Knochens beeinträchtigt.

Darüber hinaus schädigt Alkohol die Leber, wodurch der Vitamin-D-Stoffwechsel beeinflusst wird. Vitamin D wird unter anderem dafür benötigt, dass Kalzium in den Knochen eingebaut wird. Als vierten Schädigungsmechanismus hemmt Alkohol direkt die Osteoblasten, die den Knochen aufbauen.

Welche Folgen kann die Knochenerweichung nach sich ziehen?

Der dünnere Knochen ist anfälliger für Brüche, die eventuell operativ behandelt werden müssen. Eine Operation ist eine körperliche Belastung, von der ältere Menschen sich in der Regel schlechter erholen als jüngere.

Kommt im Anschluss eine Bettlägerigkeit hinzu, verliert der Betroffene durch den Bewegungsmangel Muskelmasse, die erst wieder antrainiert werden muss. Problematisch kann es werden, wenn Betroffene sich nach einem Knochenbruch nicht mehr trauen, körperlich aktiv zu sein. Inaktivität begünstigt und beschleunigt die weitere Ausdünnung des Knochens und führt somit zu einem erhöhten Risiko für Knochen- und Wirbelbruch.

Darüber hinaus zeigt sich, dass eine Knochenerweichung gehäuft mit anderen Erkrankungen auftritt beziehungsweise solche begünstigt. Aus diesem Zusammenspiel ergibt sich eine erhöhte Sterblichkeit im Alter.


Diagnose

Am Anfang einer Diagnose steht immer die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese). Wichtig sind unter anderem bestehende Vorerkrankungen und die Dauermedikation sowie Angaben zum Lebensstil, die körperliche Aktivität, Alkoholkonsum und Rauchen.

Bei Frauen spielen der Zeitpunkt der Menarche (erste Regelblutung) und der Wechseljahre eine Rolle. Bittet der Arzt den Patienten darum, sein Hemd auszuziehen, so wird auf ein Tannenbaumphänomen untersucht. 

Hat der behandelnde Arzt einen begründeten Verdacht auf eine verringerte Knochendichte, schließt sich eine Knochendichtemessung an, die im Abschnitt "Apparative Diagnostik" näher ausgeführt wird. Mögliche Knochenbrüche können mittels Röntgen-Untersuchung oder Computertomographie erkannt, beziehungsweise ausgeschlossen werden.

Im weiteren Verlauf sollte die Körpergröße regelmäßig gemessen werden, um die Entwicklung der Osteoporose beurteilen zu können.

Laboruntersuchungen

Bei Verdacht auf Osteoporose kann eine Blutuntersuchung hilfreich sein, um Differenzialdiagnosen auszuschließen. Üblicherweise sind die Blutwerte normwertig, die Alkalische Phosphatase kann leicht erhöht sein.

Im Urin können "Crosslinks" nachgewiesen werden. Dabei handelt es sich um Querverbindungen zwischen Kollagen-Molekülen, die bei einem gesteigerten Knochenumsatz über die Nieren ausgeschieden werden. Gemessen wird der Stoff Desoxypyridinolin. "Crosslinks" fallen bereits in sehr frühen Stadien an, sodass diese Urinuntersuchung der Früherkennung dienlich sein kann.

Apparative Diagnostik
Zur Bestimmung der Knochendichte. Die Osteodensitometrie (Dual X-Ray-Absorptiometry, DXA) misst die Dichte der Knochenfläche und wird in g/cm² angegeben.

Bild einer Osteodensitometrie

Zentral in der Gerätediagnostik sind Verfahren zur Bestimmung der Knochendichte. Die Osteodensitometrie (Dual X-Ray-Absorptiometry, DXA) misst die Dichte der Knochenfläche und wird in g/cm² angegeben.

Die Knochenflächendichte ist von der physikalischen Dichte, die in g/cm³ angegeben wird, abzugrenzen. Die physikalische Dichte lässt sich mittels quantitativer Computertomographie (QCT) bestimmen.

Eine Röntgen-Untersuchung erkennt in den frühen Stadien des Knochenschwundes noch keine Veränderung, kann aber zur Detektion von Knochenbrüchen eingesetzt werden.

Wenn etwa 30 Prozent der Knochenmasse eingebüßt wurden, sind Veränderungen im Röntgen-Bild zu erkennen: Die äußere, dichte Knochenschicht (Kortikalis) erscheint dünner und das Gerüst aus Knochenbälkchen (Trabekel) wirkt ausgedünnt.

Die Wirbelkörper zeigen sich längsgestreift mit einem deutlichen Rahmen, der durch eine Betonung von Deck- und Bodenplatten der Wirbelkörper entsteht.

Zusätzlich können Wirbelkörperbrüche und dadurch veränderte Wirbelformen, die je nach ihrem Aussehen als Fisch-, Keil- oder Plattwirbel bezeichnet werden, vorliegen.

Differenzialdiagnosen

Knochen- und Rückenschmerzen können als Symptom von Erkrankungen mit Gelenkverschleiß (Arthrosen, Facettensyndrom) oder von rheumatischen Erkrankungen auftreten. Der Verdacht auf eine Erkrankung des rheumatischen Formenkreises kann mit einer Blutuntersuchung erhärtet werden. Gelenkverschleiß kann in der Bildgebung erkannt werden.

Wichtig ist der Ausschluss von Tumorerkrankungen wie einem Plasmozytom und Knochenmetastasen! Ebenfalls sollte ausgeschlossen werden, dass die Rückenschmerzen aufgrund einer spinalen Stenose entstehen.


Therapie

Den wichtigsten Beitrag zur Therapie kannst Du selbst leisten, indem Du Dich regelmäßig bewegst! Denn selbst die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit aktiviertem Vitamin D3 und Kalzium ist nutzlos, wenn du nicht mit Bewegung den Anreiz für den Knochenaufbau setzt. Es ist außerdem ratsam, auf Alkohol und Tabak zu verzichten.

Knochenschmerzen sprechen zum Teil gut auf Wärmebehandlungen an, was Du gut selbst beispielsweise mit einer Wärmflasche ausprobieren kannst. Um Deinen Vitamin D Spiegel zu erhöhen, kannst Du eine Heliotherapie versuchen.

Zudem solltest Du Dein Risiko für Stürze reduzieren. Das bedeutet aber keinesfalls, dass Du Dich körperlich schonen sollst! Mit der Senkung des Sturzrisikos ist vielmehr gemeint, dass Erkrankungen wie Epilepsie (Fallsucht) oder chronischer Schwindel richtig behandelt werden sollen.

Sinnvoll ist es auch, wenn Du mit Deinem Hausarzt Deinen Medikamentenplan durchgehst und Medikamente, die müde machen (und damit das Sturzrisiko erhöhen), kritisch hinterfragst. Bitte setze Medikamente aber nicht eigenmächtig ab!

Wann solltest Du Kalzium und Vitamin D3 einnehmen?

Vitamin D3 steigert die Aufnahme von Kalzium im Darm und reduziert die Ausscheidung über die Nieren. Zusätzlich ist es notwendig, damit Kalzium in den Knochen eingebaut werden kann. Bei manchen Erkrankungen kann es sinnvoll sein, vorbeugend Vitamin D (und Kalzium) einzunehmen.

Zu diesen zählen beispielsweise die rheumatoide Arthritis (eine chronische Gelenkentzündung), chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn und COPD. Diese Krankheiten haben gemeinsam, dass sie eventuell eine längere Behandlung mit systemisch (im ganzen Körper) wirksamen Glukokortikoide notwendig machen.

Vitamin D3 steigert die Aufnahme von Kalzium im Darm und reduziert die Ausscheidung über die Nieren. Zusätzlich ist es notwendig, damit Kalzium in den Knochen eingebaut werden kann. Bei manchen Erkrankungen kann es sinnvoll sein, vorbeugend Vitamin D (und Kalzium) einzunehmen.

Vitamin D ist vor allem in Fisch und Milchprodukten enthalten und steigern die Aufnahme von Kalzium

Bei einer Langzeittherapie mit systemischen Glukokortikoiden für mindestens drei Monate wird im Allgemeinen die zusätzliche Einnahme von Vitamin D3 empfohlen.

Diese Empfehlung richtet sich natürlich auch nach der Dosis, in der die Glukokortikoide verabreicht werden, sodass Du unbedingt mit deinem behandelnden Arzt abklären solltest, ob die ergänzende Einnahme sinnvoll ist.

Abgesehen von der Empfehlung bei chronischen Erkrankungen und Glukokortikoid-Therapie liefern auch der T-Score, Dein Geschlecht und Dein Alter mögliche Gründe zur Vitamin D-Einnahme. Ab einem T-Score unter -2 Standardabweichungen empfiehlt sich eine Osteoporose-Prophylaxe bei Frauen ab dem 75. und bei Männern ab dem 85. Lebensjahr.

Bei einem T-Score unter -2,5 Standardabweichungen sollte früher mit der Vorbeugung begonnen werden, nämlich bei Frauen ab dem 70. und bei Männern ab dem 80. Lebensjahr. Grundsätzlich gilt: Je niedriger der T-Score ausfällt, desto früher sollte mit einer Prophylaxe begonnen werden!

Medikamentöse Optionen

Es stehen verschiedene Medikamentengruppen für die Behandlung des Knochenschwundes zur Verfügung. Jede Gruppe hat ihren eigenen Wirkungsmechanismus und manche Medikamente eignen sich nicht für beide Geschlechter gleichermaßen. Daher ist die medikamentöse Therapie immer eine individuelle Entscheidung.

Es stehen verschiedene Medikamentengruppen für die Behandlung des Knochenschwundes zur Verfügung. Jede Gruppe hat ihren eigenen Wirkungsmechanismus und manche Medikamente eignen sich nicht für beide Geschlechter gleichermaßen.

Mehrere Medikamentengruppen stehen zur Verfügung um Osteoporose zu behandeln

Bisphosphonate und Strontiumranelat

Bisphosphonate hemmen Osteoklasten. Die Bisphosphonate verringern vor allem die Auftretenswahrscheinlichkeit von Knochenbrüchen. Bei der Einnahme müssen ein paar Hinweise beachtet werden:

Bisphosphonate sollten am Morgen mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück in stehender Haltung und mit viel Wasser eingenommen werden. Der Abstand zum Frühstück ist wichtig, weil Bisphosphonate sonst Komplexe mit dem Kalzium aus der Nahrung bilden und nicht aufgenommen werden können. Die aufrechte Position und das Nachspülen sollen verhindern, dass die Schleimhaut der Speiseröhre gereizt wird.

Strontiumranelat wirkt ähnlich wie Bisphosphonate hemmend auf den Knochenabbau, steigert aber gleichzeitig auch den Knochenaufbau.

Parathormon-Analoga

Parathormon-Analoga wie Teriparatid wirken der Osteoporose auf drei Arten entgegen: Sie verbessern die Kalzium-Aufnahme über die Darmschleimhaut, sie senken die Ausscheidung von Kalzium über die Nieren und sie stimulieren die Bildung von Vitamin D3.

Teriparatid darf allerdings nur maximal 24 Monate eingenommen werden, da im Tierversuch an Ratten nach Langzeittherapie mit Teriparatid bösartige Knochentumore (Osteosarkome) aufgetreten sind. Ob Parathormon-Analoga auch beim Menschen das Risiko für Osteosarkome erhöhen, kann anhand der aktuellen Studienlage nicht ausgeschlossen werden.

Daher handelt es sich bei der Anwendungsbegrenzung auf die Dauer von zwei Jahren um eine Vorsichtsmaßnahme. Bei einer Osteoporose, die aufgrund einer Langzeitbehandlung mit Glukokortikoiden entstanden ist, scheint Teriparatid das Risiko für Wirbelkörperbrüche stärker zu senken als Bisphosphonate.

Raloxifen

Raloxifen ist ein selektiver Östrogenrezeptor-Modulator (kurz: SERM). Je nach dem, auf welchem Gewebe sich der Östrogenrezeptor befindet, wirkt Raloxifen gleichartig oder genau entgegengesetzt wie Östrogen. Auf den Knochen wirkt Raloxifen wie Östrogen und hemmt den Abbau von Knochensubstanz. Dadurch wird das Risiko insbesondere für Wirbelkörperbrüche gesenkt.

Raloxifen kann allerdings auch auf die Blutgerinnung wie Östrogen wirken, sodass das Risiko für Thrombosen und daraus entstehende Embolien erhöht ist. Andere Studien wiederum schätzen die Gesamtwirkung von Raloxifen auf das Herz-Kreislauf-System als positiv ein.

Raloxifen wird nur bei Frauen nach den Wechseljahren eingesetzt.

Östrogene

Östrogene werden nur dann zur Behandlung bei Frauen eingesetzt, wenn andere Mittel nicht möglich sind. Selbst dann dürfen Östrogene nicht allein, sondern nur in der Kombination mit Gestagenen eingesetzt werden. Bei Männern finden Östrogene keine Anwendung.

Problematisch bei dieser Medikamentengruppe ist das erhöhte Risiko für Brustkrebs, koronare Herzkrankheit (KHK - Verkalkung der Herzkranzgefäße) und Thrombosen. Daher ist das Vorliegen einer solchen Erkrankung eine Gegenanzeige zur Anwendung von Östrogenen.

Andere Medikamente: Fluoride, Calcitonin und Antikörper

Fluoride Fluoride stimulieren die Knochen-aufbauenden Osteoblasten und Calcitonin hemmt die Knochen-abbauenden Osteoklasten.

Als monoklonale Antikörper (immer gleichartig aufgebauter Antikörper) bei Osteoporose ist Denosumab verfügbar. Denosumab richtet sich gegen die Struktur "RANKL".

Denosumab stört nun diesen Kommunikationsweg, sodass dem Knochenmasseverlust entgegen gewirkt wird. Allerdings sind bei Denosumab vor allem zwei wichtige Nebenwirkungen bekannt: Es können lebensgefährliche

  • Hypokalzämien (niedrige Kalziumspiegel im Blut) oder
  • Kieferosteonekrosen (Absterben von Kieferknochengewebe)

auftreten.

Wie kannst du einer Osteoporose vorbeugen?

Gerade in unseren Breitengraden und bei der Tatsache, dass viele Menschen tagsüber in Innenräumen arbeiten, bekommen wir zu wenig Sonnenlicht. Der Teil des Sonnenlichts (UV-B-Strahlung), der für die Produktion von Vitamin D zuständig ist, kommt nicht einmal durch Fensterscheiben hindurch.

Daher ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit aktiviertem Vitamin D3, oft kombiniert mit Kalzium, eine gute Option zur Prophylaxe. Allerdings ist Vorsicht anzuraten, da es sich bei Vitamin D um ein fettlösliches Vitamin handelt, das im Körper gespeichert werden kann - im Gegensatz zu wasserlöslichen Vitaminen, die einfach ausgeschieden werden, wenn sie im Überfluss vorhanden sind. Die Dosis sollte darum mit dem behandelnden Arzt vorher besprochen werden.

Makronährstoffe werden in relativ großen Mengen benötigt, dazu gehören Eiweiße, Kohlenhydrate und Fette. Mikronährstoffe werden nur kleinen Mengen benötigt, Vitamine, Spurenelemente, Mineralien und Ballaststoffe.

Die richtige Aufnahme von Mikro- und Makronährstoffen ist essenziel um den Körper ausreichend zu versorgen

Eine gesunde Ernährung, die ausreichend Kalzium enthält, ist der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln vorzuziehen. Die Ernährung anzupassen, sodass alle Makro- und Mikronährstoffe enthalten sind, fällt vielen jedoch schwer. Gerade ältere Menschen müssen nicht mehr so viele Kalorien aufnehmen, weil der Grundumsatz gesunken ist. Wenn weniger zu sich genommen wird, ist eine vollwertige Ernährung wesentlich schwerer.

Außerdem solltest Du dich regelmäßig bewegen, weil körperliche Aktivität den Knochenstoffwechsel anregt. Dabei ist kein Hochleistungssport notwendig, bereits ein regelmäßiger Spaziergang ist nützlich. Welche Sportarten für Dich gut geeignet sind, kannst Du ausprobieren und bei etwaigen Zweifeln Deinen Arzt oder Physiotherapeuten fragen.

Um der Manifestation der Osteoporose vorzubeugen, müssen Knochenbrüche verhindert werden. Diesbezüglich ist die Verringerung der Sturzgefahr entscheidend. Dein Arzt kann müde machende Medikamente absetzen oder andere Arzneimittel alternativ verschreiben. Gegebenenfalls ist der Einsatz von Gehhilfen wie Stock oder Rollator empfehlenswert.

Wichtig!

Der "klassische Osteoporose-Patient" ist eine ältere, schlanke Frau. Frauen sind aufgrund des geringeren Östrogenspiegels nach den Wechseljahren häufiger betroffen. Je früher die Wechseljahre einsetzen, desto früher kann eine Knochenerweichung auftreten.


Zusammenfassung

Die Osteoporose wird in eine primäre und sekundäre Form unterteilt. Die primäre Variante unterteilt sich hauptsächlich in Typ I - nach den Wechseljahren und Typ II - Altersosteoporose. Die sekundäre Form entsteht aus einer längeren medikamentösen Behandlung, fehlender Bewegung und hormoneller Erkrankungen.

Neben Rückenschmerzen tritt eine Verminderung der Körpergröße, ein Rundrücken, eine Skoliose sowie ein Knochen- und Wirbelbruch auf.

Risikofaktoren: 

  • Alkohol erhöht die Ausscheidung von Kalzium und vermindert den Vitamin-D-Stoffwechsel.
  • Tabakkonsum senkt den Östrogenspiegel ab, der wichtig für den Knochenstoffwechsel ist.

Die Diagnose erfolgt bei Verdacht durch eine Knochendichtemessung und Blutuntersuchungen. Die Therapiemöglichkeiten erstrecken sich

  • von Wärmebehandlungen um Schmerzen zu lindern,
  • zu vielfältigen medikamentöse Optionen
  • über viel Bewegung,
  • Nahrungsergänzungsmittel,
  • Lichtbehandlungen.

Vor allem die letzten drei genannten sind zur Vorbeugung gut geeignet.


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Internetquellen

S3 Leitlinie der AWMF für Osteoporose: http://www.leitliniensekretariat.de/files/MyLayout/pdf/034-003k.pdf; zuletzt aufgerufen am 18.05.18

 
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