Scheuermann-Krankheit – Mobus Scheuermann

  Lesedauer: 12 min

by Roland Späht | 01.06.2018


Morbus Scheuermann: Ergebnis einer schlechten Körperhaltung

Morbus Scheuermann ist eine Erkrankung der Wirbelsäule tritt während des Wachstums auf und ist hauptsächlich auf eine schlechte Körperhaltung zurück zu führen. Auch erbliche Faktoren begünstigen die Scheuermann´sche Krankheit. Das auffälligste Symptom ist eine entstehender Rundrücken oder eine abgeflachte Lendenwirbelsäule (Hohlkreuz).


Was ist Morbus Scheuermann?

Morbus Scheuermann ist eine Wachstumsstörung und führt zu einer chronischen Erkrankung der Wirbelsäule. Dabei unterscheidet man zwei Typen. Bei Typ I kommt es zu einer Hyperkyphose, einem sogenannten "Rundrücken".

Morbus Scheuermann ist eine Wachstumsstörung und führt zu einer chronischen Erkrankung der Wirbelsäule. Dabei unterscheidet man zwei Typen. Bei Typ I kommt es zu einer Hyperkyphose, einem sogenannten "Rundrücken". Bei Typ II kommt es zu einer "Abflachung" der Lendenlordose, dies bedeutet, dass die natürliche Krümmung der Lendenwirbelsäule ganz oder teilweise verloren geht. Bei Abschluss des Wachstums hört das Fortschreiten der krankhaften Veränderungen (Progression) auf.

Bei Typ II kommt es zu einer "Abflachung" der Lendenlordose, dies bedeutet, dass die natürliche Krümmung der Lendenwirbelsäule ganz oder teilweise verloren geht. Bei Abschluss des Wachstums hört das Fortschreiten der krankhaften Veränderungen (Progression) auf.

Durch bildgebende Verfahren ist das Scheuermannsyndrom gut zu diagnostizieren. Charakteristisch ist die Ausbildung von sogenannten Keilwirbeln und durch Schäden an den Knorpel-Knochenverbindungen kommt es zu sogenannten Schmorl-Körperknötchen.

Die Ursachen sind noch nicht erforscht, jedoch gibt es ein paar Anhaltspunkte. Die Scheuermann´sche Erkrankung kommt in Familien in einer größeren Häufung vor. Somit spielen erbliche Faktoren eine Rolle. Darüber hinaus wird vermutet das eine schlechte Körperhaltung (Handybuckel) und gewisse rückenbelastende Sportarten, wie Kampfsport oder Hallenballsportarten negativ dazu beitragen.

Jungen zwischen dem 12. - 17. Lebensjahr sind 4 - 5 Mal häufiger betroffen als Mädchen zwischen dem 11. - 15. Lebensjahr, da in dieser Zeit die pubertären Wachstumsschübe stattfinden. Schätzungsweise ist bei 100. Hundertsten Morbus Scheuermann diagnostizierbar. 


Symptome & Ursachen

In den meisten Fällen verläuft Morbus Scheuermann schmerzlos und schränkt die Betroffenen nur in den seltensten Fällen ein.

Leitsymptome
  • Typ I: Hyperkyphose im Bereich der Brustwirbelsäule und ein evtl. damit entstehendes Hohlkreuz. Bei einem sehr ausgeprägtem Hohlkreuz kann es zu einem aufliegen der Dornfortsätze der Wirbelkörper kommen (Morbus Baastrup) was meist schmerzhaft ist.
  • Typ II: abgeflachte Lendenwirbelsäule (hier ist die Langzeit-Schmerzprognosen deutlich schlechter als bei Typ I) 
  • Bewegungseinschränkungen
  • überbeanspruchte und damit verspannte Rückenmuskulatur, da diese ständig versucht die Krümmung der Wirbelsäule auszugleichen. Unter Umständen kommt es zur Bildung von Triggerpunkten.
Begleitsymptome
  • geringfügige Skoliose
  • Wirbelgleiten
  • abgeflachte Bandscheiben (Osteochondrose) was später ein erhöhtes Risiko für Bandscheibenvorfälle darstellt. Außerdem kann Druck auf die Facettengelenke entstehen was zu einer Reizung führt und diese schneller verschleißen lässt (Facettensyndrom)
  • Kosmetischer Makel der zu einer psychischen Belastung führen kann
  • Bei einer sehr starken Ausprägung eines Rundrückens können auch noch folgende Symptome auftreten:
    • chronische Schmerzen und damit verbundene Schlafstörungen,
    • verringertes Lungenvolumen,
    • beeinträchtigte Herztätigkeit
    • Schädigung des Rückenmarks
    • Depressionen

Die Erkrankung ist selbstlimitierend, d.h. das Fortschreiten hört mit Abschluss des Wachstums auf. Die Schmerzprognosen für den klassischen Rundrücken (Typ I) sind besser als für die abgeflachte Lendenwirbelsäule Typ II. Meist sind die Spätfolgen des "Buckels" gering was allerdings abhängig von der Ausprägung (Cobb-Winkel) ist.

In schweren Fällen des Typs II kann es zu einer Osteochondrose und anderen degenerativen Erkrankungen sowie zu einer Verschlechterung des Cobb-Winkels kommen.


Ursachen

Wie bereits erwähnt sind die Ursachen für Morbus Scheuermann noch nicht erforscht. Es wird ihr eine gewisse erbliche Komponente zugeschrieben, da sie gehäuft familiär auftritt. Man vermutet eine schlechtere Belastbarkeit der Wirbelkörper. 

Ringen ist eine Sportart die Druck durch Sprünge, Schläge, Stürze oder Drehbelastungen auf die Wirbelsäule ausüben im jugendlichen Alter bei einer bereits vorhandenen Diagnose zu vermeiden.

Kampfsportarten wie Ringen verursachen eine starke Belastung der Wirbelsäule

Weitere negative Einflussfaktoren sind eine gekrümmte, gebückte Körperhaltung. 

Ebenfalls sind Sportarten, die Druck durch Sprünge, Schläge, Stürze oder Drehbelastungen auf die Wirbelsäule ausüben im jugendlichen Alter bei einer bereits vorhandenen Diagnose zu vermeiden. Dazu gehören:

  • Kampfsportarten, wie Judo und Ringen
  • Ballsportarten in der Halle, wie Basketball und Handball
  • Geräte- und Bodenturnen
  • Rennrad fahren 
  • etc...
Was passiert bei Morbus Scheuermann?

Die Wirbelkörper wachsen bei Morbus Scheuermann durch eine stärkere bauchseitige Belastung ungleichmäßig. Das führt in den Ringapophysen zu unterschiedlichen Wachstumssituationen, der vordere, bauchseitige Teil bleibt im Wachstum zurück, während der hintere rückseitige weiter wächst. Ein Keilwirbel und zerklüftete Deck- und Grundplatten am Wirbelkörper sind die Folge.

Diese "Hohlräume" füllen sich mit Bandscheibenmaterial was als Schmorl-Körperknötchen bezeichnet wird. In schweren Fällen bricht die Deckplatte durch.

Das Ergebnis dieses keilförmigen Wachstums der Wirbel ist die Ausbildung eines Rundrückens im Brustwirbelbereich bzw. eine Abflachung der Lordose (Krümmung) im Lendenwirbelbereichs.


Diagnose & Therapie

Zuerst sollte die Krankengeschichte des Patienten erfragt werden (Anamnese). Dabei wird gezielt gefragt wie stark die Schmerzen sind. Welchen Belastungen der Betroffene im Alltag (Arbeit/Sport) ausgesetzt ist und ob familiäre Fälle einer Hyperkyphose vorhanden sind. Dies hilft das Krankheitsbild einzugrenzen (Differenzialdiagnose).

Die Felxion nach Ott und Schober prüft die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Dabei wird der Abstand zwischen Fingerspitzen und Boden geprüft.

Die Felxion nach Ott und Schober prüft die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Dabei wird der Abstand zwischen Fingerspitzen und Boden geprüft.

Anschließend sollte eine genaue körperliche Untersuchung stattfinden. Der Arzt sollte in erster Linie die Beweglichkeit der Wirbelsäule testen. Dazu beugt sich der Patient nach vorne (Flexion) und nach hinten (Extension).

Speziell durch die Flexion kann geprüft werden ob versteifte Wirbelsäulensegmente vorhanden sind. Ebenso ist die Beweglichkeit zur Seite und die Drehbarkeit zu überprüfen.

Mit einem Kyphometer kann der Grad der Wirbelsäulenkrümmung ermittelt werden. Zusätzlich sollte die Untersuchung durch bildgebende Verfahren wie Röntgen oder einer MRT unterstützt werden.

Die Aufnahmen sind hilfreich um den Cobb-Winkel der Krümmung zu bestimmen. Dadurch kann zusätzlich die Schwere des Rundrückens bewertet werden. Ebenso sollte der Winkel der Keilwirbel vermessen und dokumentiert werden. Im Allgemeinen sollte ausgeschlossen werden, dass Erkrankungen wie Morbus Bechterew oder Osteoporose vorliegen.

Im Zusammenhang mit dem Schmerzzustand des Patienten lässt sich dann die Behandlungsmöglichkeit ableiten.


Therapie

Die Art der Therapie ist stark vom Zustand des Patienten abhängig und sollte nach einem ausführlichen Gespräch mit dem behandelnden Arzt entschieden werden. Entscheidend für den Erfolg der Therapie ist die Zustimmung und die Einstellung des Patienten.

Ziel der Behandlung ist den Betroffen wieder aufzurichten und bei jungen Patienten ein Fortschreiten der Krümmung zu verhindern.

Ziel der Therapie von Morbus Scheuermann ist das Aufrichten der Wirbelsäule

Ziel der Behandlung ist den Betroffen wieder aufzurichten und bei jungen Patienten ein Fortschreiten der Krümmung zu verhindern.

In erster Linie kommt eine Physiotherapie mit Rückenübungen zur Stärkung der Brust- und Rückenmuskulatur zur Anwendung um die Wirbelsäule aufzurichten. Hierbei ist die Standardbehandlung in Deutschland im Rahmen einer Rückenschule nach Katharina Schroth.

Sie beinhaltet Übungen zur Aufrichtung der Wirbelsäule, Atemtechniken zur Vergrößerung des Atemvolumens und Bewegungsabläufe für den Alltag.

Muskelentspannende Maßnahmen können die Physiotherapie unterstützen und schneller zu einer Schmerzreduzierung oder -freiheit führen. Hier kann die Anwendung von Akupressur in Form einer Akupressurmatte oder von Gitterpflastern ihre positiven entspannenden Effekte entfalten.

Auch die progressive Muskelentspannung nach Jacobson wirkt, wie der Name schon sagt, entspannend auf die Muskulatur. Sie ist schnell zu erlernen und es Bedarf nur wenige Minuten am Tag um tiefenentspannende Effekte zu erzielen, auch geistig.

Leiden Betroffene an Verspannungen im Bereich des Nackens und Halses empfiehlt sich zusätzlich der Einsatz eines orthopädischen Schlafkissens. Dabei ist eine hohe Stützkraft notwendig, damit der Kopf die ganze Nacht über gut gelagert wird.

Triggerpunkte sind bei einer dauerhaften Überlastung der Muskulatur durch eine Scheuermannkyphose keine Seltenheit. Die Rückenmuskulatur ist dabei häufig betroffen. Durch spezielle Massagetechniken wie die sogenannten ischämische Kompression und Dehnübungen können diese schmerzhaften Muskelknötchen behandelt werden.

Ebenso ist die Verordnung von Schmerzmitteln (Ibuprophen, Paracteamol) möglich um eine schmerzhafte Scheuermann Kyphose zu behandeln. Darüber hinaus kann die Einnahme von Muskelrelaxanzien verspannte Muskulaturen lockern.

Eine weitere Möglichkeit beinhaltet das Tragen einer Orthese (Korsett) welche die Wirbelsäule stützt und sie wieder aufrichtet. Oftmals wird sogar eine "Überkrümmung" durchgeführt, weil die Wirbelsäule nach der Beendigung der Korsetttherapie wieder "zurückfedert".

Wichtig dabei ist ein konsequentes Tragen, im ersten Jahr bedeutet dies 23h pro Tag. Danach, in Abhängigkeit des Erfolgs, ist es nur noch nachts zu notwendig. Ein ständiges Nachjustieren ist erforderlich und meist auch, nach Ende der Behandlung, dauerhafte Krankengymnastik.

Bei sehr schweren Fällen (Kyphosewinkel > 70°) kann die Durchführung einer Spondylodese (Wirbelkörperverblockung) durchgeführt werden. Hierbei werden verschlissene Bandscheiben entfernt und dafür Knochensegmente aus dem Beckenkamm oder den Rippen eingesetzt. Eventuell ist noch eine Entfernung von Knochenkeilen notwendig.

Im Anschluss werden dann zwei oder mehr Wirbelkörper miteinander "verschraubt" um so eine Stabilisierung der Wirbelsäule zu erreichen. Dies führt jedoch zu einer nicht rückgängig machbaren Bewegungseinschränkung.

Wichtig!

Morbus Scheuermann ist nach dem heutigen Wissenstand eine vererbbare chronische Erkrankung. Negative Einflussfaktoren sind eine schlechte Haltung und rückenbelastende Sportarten. Sie äußert sich durch einen Rundrücken oder eine flache Lendenwirbelsäule. Die zentralen Therapiemaßnahmen sind konservativ und beinhalten Krankengymastik, Muskelentspannung und bei einer stärkeren Ausprägung das Tragen eines Korsetts.


{"email":"Ungültige E-Mail-Adresse","url":"Ungültige Webseite","required":"Erforderliche Felder fehlen"}