Somatisierung: Wenn die Seele krank macht

  Lesedauer: 12 min

by Roland Späht | 04.01.2019


Somatisierung: Wenn die Seele krank macht

Der Begriff Hypochonder ist in unserer Gesellschaft eher negativ behaftet. Man könnte aber auch sagen, dass es sich um Menschen handelt, die einfach sehr auf sich achten und auf die Signale, die der Körper aussendet, hören. Der Übergang dabei ist sicherlich fließend und deshalb möchten wir Dir zeigen wann dieses „acht geben“ einen psychisch krankhaften Zustand (somatoforme Störung) annimmt und was Du dagegen tun kannst


Was ist Somatisierung?

Bei der Somatisierung, auch somatoforme Störung genannt, handelt es sich um das wiederholte Auftreten von verschiedenen körperlichen (somatischen) Beschwerden. Diese Störung kann diagnostiziert werden, wenn keine eindeutigen körperlichen Ursachen für die Beschwerden identifizierbar sind. Man kann sagen, dass der Körper spricht, wenn die Seele schweigt.

Aus psychologischer Sicht geht man davon aus, dass emotionaler Stress, Konflikte und generell seelische Belastungsfaktoren für die Tendenz und das Aufrechterhalten dieser Störung verantwortlich sind. Eine psychotherapeutische Behandlung kann erfolgen nachdem festgestellt wurde, dass es keine physischen und organischen Ursachen für die Beschwerden gibt.

Eine somatoforme Störung kann viel Funktionsbereiche des Körpers betreffen. Typisches Symptom sind Magen-Darm-Beschwerden

Magen-Darm-Beschwerden sind ein typischen Symptom einer somatoformen Störung

Bei den körperlichen Beschwerden sind meist diverse Funktionsbereiche, wie der Magen-Darm-Trakt, das Harnwegs-System, die Wirbelsäule und Gelenke, betroffen. Häufig leiden die Patienten so stark unter der somatoformen Schmerzstörung, dass sie ausgiebig nach Schmerztherapien suchen.

Menschen, die an dieser Störung leiden haben oft Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass es sich um ein seelisches Problem handelt und haben kein Verständnis für diese Diagnose. Folglich kommt es zu Gedankengängen wie „Ich habe Schmerzen und denke sie mir nicht aus.“. Dabei möchte man gar nicht unterstellen, sie seien ausgedacht.

Bereits Siegmund Freud thematisierte 1894 den Prozess der Somatisierung, der im Körper wie eine Art Abwehrmechanismus bzw. Umwandlung stattfindet. Man geht davon aus, dass die Unterdrückung von Affekten wie Angst, Aggression, Wut, Ärger, Schuld oder sexuellen Triebwünschen im Körper umgewandelt werden und auf Organe, sowie den gesamten Körper, übertragen wird.

Die Somatisierungsstörung konnte inzwischen auch bei Kindern und Jugendlichen festgestellt werden. Sie äußern sich speziell bei dieser Personengruppe in Form von Kopf-, Bauch- und/oder Gliederschmerzen, Müdigkeit und Übelkeit. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen haben generell Probleme bei der Alltagsbewältigung, fehlen häufig in der Schule und haben auch andere psychische Störungen, wie ängstliche und depressive Phasen. Im Erwachsenenalter haben die erkrankten Kinder und Jugendlichen ein erhöhtes Risiko für weitere psychische und somatoforme Störungen.

Leider, verhindert das Unverständnis der Betroffenen den therapeutisch effektiven Krankheitsverlauf und die Patienten finden weder einen Arzt noch Medikamente, die ihr körperliches Leiden heilen können. Ständig muss der Arzt und der Behandlungsansatz geändert werden und nichts führt zu einer Heilung. Die Schwierigkeit liegt besonders bei dem Verständnis und der Vorstellungskraft, dass der Auslöser für das Leid seelischer Natur ist. Würden die Betroffenen die Vorgänge des Körpers verstehen, wäre die Krankheit therapeutisch vielversprechend behandel- und heilbar.

Welche Formen der Somatisierung gibt es?

Bei der somatoformen Störung handelt es sich um ein komplexes Krankheitsbild und dazu gehören u.a.:

Die Hypochondrische Störung trifft sowohl bei Männern als auch bei Frauen gleich häufig auf. Die sogenannten Hypochonder sind physisch zwar gesund, aber dennoch der festen Überzeugung, dass sie Opfer einer gravierenden Krankheit sind.

Die Betroffenen beschäftigen sich nahezu zwanghaft gedanklich mit der Symptomatik, dabei steht der eigentliche Schmerz nicht mehr im Vordergrund, sondern die gedankliche Beschäftigung mit dem Thema. Die Phasen des Leidens erstrecken sich auf ca. 6 Monate bis eine Besserung eintritt. Bleibt das eigentliche Problem jedoch therapeutisch unbehandelt ist es sehr wahrscheinlich, dass dieselben Beschwerden zurückkehren oder neue auftauchen.

Ein Form der Somatisierung ist eine hypochondrische Störung. Dabei finden häufig Arztbesuche aufgrund unterschiedlichster Beschwerden statt

Häufige Arztbesuche sind an Anzeichen für eine hypochondrische Störung

Von der Somatisierungsstörung sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Die Betroffenen leiden an mindestens zwei Symptomgruppen. Dazu gehören z. B. eine anhaltende Müdigkeit, Appetitverlust, Herz-, Magen-Darm- oder Blasenbeschwerden. Zur Somatisierungsstörung zählen 

  • die anhaltende somatoforme Störung,
  • die somatoforme autonome Funktionsstörung, sowie
  • die undifferenzierte Somatisierungsstörung. 

Die Phasen des Leidens bestehen mindestens 6 Monate und klingen i.d.R. nach ca. zwei Jahren ab. Mit einer therapeutischen Behandlung wäre es möglich diese langen Leidensphasen extrem zu verkürzen.

Von einer somatoformen autonomen Funktionsstörung spricht man wenn ein Organ betroffen ist. Dabei empfängt das Organ seine Befehle aus dem vegetativen Nervensystem. Meist sind hier das Herz-Lungensystem und der Verdauungstrakt betroffen. Diese Form der somatoformen Störung tritt bei Männern und Frauen gleichermaßen auf und ist die am häufigsten auftretende Form, sodass 25% der Deutschen zumindest einmal im Leben davon betroffen sind.

Bei der Somatoformen Schmerzstörung hat man über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten chronische, starke Schmerzen ohne dass eine ausreichende körperliche Erklärung besteht. Hierbei verlagern sich der Schmerzort und seine Form der Erscheinung ständig und ohne regelmäßiges Muster. Diese Art der Störung ist besonders schwerwiegend, da die Betroffenen den ganzen Tag unter starken Schmerzen leiden und die seelische Ursache für ihr Leiden vollständig verneinen und nicht akzeptieren. Männer und Frauen sind hier gleichermaßen betroffen und es besteht die Möglichkeit, dass es eine familiär bedingte Erscheinung ist.

Somatisierte Depression

Unter einer somatisierten Depression, auch larvierte oder maskierte Depression genannt, versteht man eine depressive Episode, die mit körperlichen Beschwerden einhergeht oder sich besser gesagt hinter den Symptomen versteckt. Bei diversen neurobiologischen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass körperliche Symptome mit Störungen in bestimmten Gehirnregionen korrelieren und verantwortlich für die Depression sind. Psychischer und emotionaler Schmerz aktiviert die gleichen Regionen, die zu physischen Schmerzreizen führen.

Patienten verspüren also keine schlechte Stimmung, sondern es kommt z. B. zu Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit oder anderen Symptomen, die auf den ersten Blick nichts mit einer Depression zu tun haben. Das ist der Grund warum weder die Betroffenen noch die Personen im Umkreis auf die Idee kommen, was hinter diesen körperlichen Beschwerden eigentlich steckt.

Diese Form der Erkrankung hat auch diverse Überschneidungen mit der Fibromyalgie. Charakteristische Unterschiede sind, dass die körperlichen Beschwerden bei der Depression wechselnder, diffuser und schwerer eingrenzbar sind als bei der Fibromyalgie. Außerdem fehlen in aller Regel die schmerzhaften tender-points bei der Depression.

Eine larverierte Depression kann das Ergebnis einer somatoformen Störung sein. Häufig klagen Betroffene über ein Brennen und Druckgefühl in der Herzgegend.

Ein Brennen und Druckgefühl in der Herzregion ist ein häufiges Symptom bei der larvierten Depression

Bei der larvierten Depression klagen die Patienten häufig über ein Brennen und Druckgefühl in der Herzregion, sowie Herz-Rhythmus Störungen und auch der Blutdruck kann erhöht sein. Häufig haben sie

  • ein Kloßgefühl in der Halsgegend (Globus hystericus),
  • Visuelle und auditive Störungen (Seh- und Hörvermögen)
  • Störungen der Sexualfunktion
  • Appetitmangel und Gewichtsverlust, ebenso
  • wie Heißhungerattacken,
  • Atemstörungen, blockierte Atmung,
  • Rückenschmerzen,
  • Schlafstörungen,
  • Gefühl der Zerschlagenheit,
  • Brennen beim Wasserlassen, schmerzhafter Harn- und Stuhldrang, Blähungen und kolikartige Leibbeschwerden, Magendruck bzw. Völlegefühl, Verstopfung und sogar
  • eine Verminderung der körpereigenen Immunabwehr.

Wenn diese Form der Depression nun als solche erkannt werden kann und diagnostisch eingeordnet wird, so ist sie zwangsläufig nicht mehr versteckt und es kommt zu einer Besserung. Passiert dies nicht und sie bleibt unentdeckt, wird erst mal mit Antidepressiva behandelt und anschließend sollte eine Psychotherapie folgen.


Symptome

Die häufigsten Symptome bei der somatoformen Störung sind körperlicher Natur. Es gibt keine medizinische oder organische Erklärung dafür, aber dennoch muss man davon ausgehen, dass sie nicht vorgetäuscht werden. Die Betroffenen klagen häufig über Angststörungen, Essstörungen sowieso eine innere Unruhe. Diese Form der Erkrankung kann in allen Organsystemen mit unterschiedlichen Symptomen auftreten. Die häufigsten Anzeichen einer somatoformen Störung treten in folgenden Bereichen auf:

  • Herz-Kreislauf-System (Brustschmerz, Druckgefühl, Herzstechen, Herzstolpern),
  • Magen-Darm-Trakt (Bauchschmerzen, Verdauungsprobleme, Verstopfung, Durchfall, Übelkeit, Völlegefühl),
  • Urogenitalen (Schmerzen beim Wasserlassen, häufiges Wasserlassen, Unterbauchschmerzen),
  • Atmung (Gefühl der Luftnot, Kurzatmigkeit),
  • Muskeln und Gelenke (Rückenschmerzen, Schmerzen in Armen und Beinen).
Beispiel einer Somatisierung
Ein Beispiel für die somatoforme Störung ist das Beobachten des eigenen Herzschlages auf Unregelmäßigkeiten.

Alle Aufmerksamkeit liegt auf dem Beobachten des eigenen Herzschlages

Hat ein Betroffener Angst vor einem unregelmäßigen Herzschlag, beginnt er gezielt seinen Puls zu tasten. Die gesamte Aufmerksamkeit geht auf den Pulsschlag und auch die Atmung kann konsequenter Weise beeinflusst werden.

Durch diese Veränderung und Verlagerung der Aufmerksamkeit ist ein schnellerer Puls tastbar, der Patient fühlt sich in seiner Sorge bestätigt und die somatoforme Störung wird immer weiter verinnerlicht und verfestigt.

Außerdem kann es auch beispielsweise anstelle einer schlechten Stimmung zu Rücken- oder Gelenkschmerzen kommen, selbst wenn der Patient diese in seinem Alltag nicht sonderlich belastet. In solch einem Fall werden Gründe förmlich gesucht, wie man habe schlecht im Schlaf gelegen oder sich unbemerkt verbogen.

Ein weiteres Beispiel wo eine somatoforme Störung auftreten kann ist das Schleudertrauma. Es entsteht meist durch ein traumatisches Erlebnis, z.B. einem Verkehrsunfall. Solche Traumen wirken sich von Haus aus negativ auf die Genesung aus. Zusätzlich fördert bei Menschen mit einem Hang zur Somatisierung, die Chronifizierung eines Schleudertraumas. 


Ursachen

Bei jeder Form der somatoformen Störung handelt es sich um ein sehr komplexes Krankheitsbild mit dem Einfluss mehrerer Faktoren. Experten vermuten verschiedene Ansätze um die Entwicklung einer somatoformen Störung zu erklären. Verschiedene Faktoren unserer Umgebung können dazu beitragen, dass es zu dieser Form der Störung kommt.

Mögliche Ursachen können biologische oder genetische Faktoren sein, Veränderung der Lebensumstände wie

  • bei einer Scheidung,
  • Umzüge,
  • Schwangerschaft,
  • aber auch frühe Erfahrungen mit Erkrankungen, chronische oder schwere körperliche Erkrankungen,
  • außergewöhnliche Belastungen und Lebensumstände in der frühen Kindheit oder
  • auch Arbeitslosigkeit,
  • Unfälle,
  • Operationen oder
  • Verluste,
  • auch soziale Konflikte oder
  • ein sorgenvoller Umgang mit Körperbeschwerden. 

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Somatisiergunstendenz bei unterdrückten sensiblen Menschen erhöht ist. Es gibt verschiedene Theorien zur Entstehung der Erkrankung, ich werde auf drei Theorieansätze etwas näher eingehen.

Bei dem psychoanalytischen Modell geht man davon aus, dass innere psychische Konflikte unterdrückt werden und vom Körper ausgetragen werden. Dadurch kommt es zu körperlichen und organischen Beschwerden. Die Somatisierungstendenz ist also bei Menschen erhöht, die zu dieser eher sensibel unterdrückten Persönlichkeitsgruppe gehören.

Häufig leiden die Betroffenen unter einer generalisierten Angst, die keiner Ursache zugeordnet werden kann und langfristig zu somatischen Depressionen führen kann. Die innere Anspannung wird durch die Behandlung der äußeren Beschwerden umgelagert und häufig als Entlastung erlebt, selbst wenn diese nie lange anhält.

Betroffene einer somatoformen Störung neigen dazu bereits leichte Beschwerden durch intensive Beobachtung zu verstärken.

Die Beschwerden einer somatoformen Störung können sehr vielschichtig sein.

Bei dem lerntheoretischen Erklärungsansatz entsteht ein kaum zu durchbrechender Teufelskreis, denn die Ursache ist ein erlerntes, sich wiederholendes und sich verstärkendes Verhaltensmuster. Hat ein Betroffener ein flaues Gefühl im Magen und Angst vor einhergehenden Krankheiten wie einem Magengeschwür oder gar Magenkrebs, so kreisen die Gedanken unaufhörlich um das Unwohlsein.

Je mehr man darüber nachdenkt sich zu übergeben und sich die Situation vorstellt, u.a. mit der Hoffnung auf Erlösung, umso mehr steigt das Gefühl der Übelkeit. Man steigert sich also immer mehr das in das schlechte Gefühl und nimmt wahr wie es schlimmer wird. Betroffene fühlen sich bestätigt somit verinnerlicht und verfestigt dieses Problem.

Außerdem gibt es auch verschiedene neurobiologische Modelle. Es konnte bereits beobachtet werden, dass somatoforme Störungen vermehrt bei Verwandten ersten Grades auftreten. Es gibt keinen Beweis für die Vererbbarkeit, aber man darf die Möglichkeit auch nicht ausschließen.

Zu den wichtigsten Risikofaktoren an einer somatoformen Störung zu erkranken gelten emotionale Stresssituationen, unbewusste Konflikte und innere seelisch belastende Prozesse, wie z.B. Wut, Ärger, Verzweiflung, traumatische Erlebnisse oder Unzufriedenheit mit der eigenen Person. Man kann eine gewisse Tendenz auch anhand von Persönlichkeitstypen beobachten.

Demnach ist eine  ängstlich-selbstunsichere Persönlichkeitsstruktur anfälliger dafür unter einem Gefühl der Hilflosigkeit und der Wertlosigkeit zu leiden. Dadurch, dass Betroffene offenkundig mit ihren Schmerzen umgehen, erhalten sie Aufmerksamkeit von ihrer Umgebung und es wird ein Rahmen geschaffen, in dem der Patient Schwäche gestehen darf ohne von jemandem für „schwach“ gehalten zu werden.

Eine weitere Persönlichkeitsgruppe, die zu den Anfälligeren gezählt wird, sind Menschen, die Schwierigkeiten haben ihre Emotionen zu zeigen und auszudrücken. Überforderungen oder eine andauernde Anspannung im Alltag erhöhen ebenfalls das Risiko. Verschiedene Lebenssituationen haben verschiedene Auswirkungen auf die Symptome.

So kann es z. B. auch sein, dass Schmerzen mit der Entspannung kommen nachdem man eine angespannte Phase überstanden hat. Eine dauerhafte Mehrbelastung im täglichen Leben, bzw. das Gefühl der Überforderung, erhöhen das Risiko. Die Form und die Art des Erscheinens ist von Person zu Person völlig unterschiedlich und kann nicht generalisiert werden.


Diagnose und Therapie

Leider ist es häufig sehr schwer, die somatoforme Störung von anderen körperlichen Erkrankungen zu unterscheiden. Genau deshalb ist es wichtig körperliche Ursachen ausschließen zu können, bevor die Diagnose gestellt wird. Um erfolgreich eine Diagnose stellen zu können gehören eine Reihe an Untersuchung zur Vorbereitung.

Alle Beschwerden sollten gut untersucht werden indem der Arzt eine Blutuntersuchung, EKG, Bildgebung und weitere diagnostische Tests verordnet. Entscheidend für die Diagnose ist das Auftreten verschiedener körperlicher Symptome, die sich meistens nicht nur auf ein Organsystem beschränken und für die es keine medizinische Aufklärung gibt. Die somatoforme Störung lässt sich aber auch durch das Vorliegen der Symptome über einen längeren Zeitraum identifizieren.


Therapie

Wichtig ist es zunächst einen Arzt zu finden, dem Du vertrauen kannst und bei dem Du Dich wohl fühlst. Sicherlich musstest Du schon viele Ärzte kennenlernen, die Dir einfach nicht weiter helfen konnten. Die körperlichen Symptome müssen vom behandelnden Therapeuten ernst genommen werden und die Möglichkeit psychischer Ursachen offen angesprochen werden.

Der Patient sollte bei einer somatoformen Störung ein großes Vertrauen in den Arzt haben. Dies wird dadurch erreicht, wenn der Behandelnde die Beschwerden ernst nimmt.

Ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arzt und Patient ist eine Schlüsselelement zu Genesung

Eine therapeutische Arbeit kann nur erfolgreich sein, wenn die psychischen Prozesse, die hinter Deiner Krankheit ablaufen, verstanden und erklärt werden. Das Ziel der Therapie ist es zu erkennen, dass Du nicht chronisch krank bist und die somatoforme Störung weiterhin Deinen Alltag bestimmt. Wichtig wird es auch ein Entspannungsverfahren zu erlernen und anzuwenden um den Stress Deines Alltags abzubauen.

Zu Beginn der ärztlichen Behandlung kann es sein, dass die Empfehlung einer Einnahme von Beruhigungstabletten von Deinen Arzt ausgesprochen wird. Sei offen für die Möglichkeiten, die eine Therapie bieten kann und erwarte nicht, dass alle Probleme innerhalb von einer Woche gelöst sind.

Es ist egal welche Form der somatoformen Störung bei Dir auftritt, es wird in jedem Fall eine Therapie empfohlen, einfach damit Du die Vorgänge im Körper, wie beispielsweise bei der Schmerzentstehung, kennenlernst und versteht was alles dahinter stecken kann. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit schmerzlindernde Medikamente einzunehmen, jedoch verspricht die Anwendung nur bedingt Erfolge.

Was hilft bei einer somatoformen Störung?

Es gibt keine einheitliche Therapie für jede einzelne somatoforme Störung. Therapie- und Behandlungspläne variieren. Mit der somatoformen Störung assoziierte psychiatrische und körperliche Nebenerkrankungen müssen mitbehandelt werden, denn deren Linderung kann auch die somatoforme Störung bessern.

Ein gestärktes Arzt-Patienten-Verhältnis gilt als besonders wichtig in der Behandlung, denn die Betroffenen haben oftmals aufgrund der unzähligen erfolglosen Erfahrungen das Vertrauen in Ärzte verloren. Es besteht die Möglichkeit schmerzlindernde Medikamente einzunehmen, jedoch sollte man keine großen Erfolge erwarten.

Angstlösende Medikamente helfen Betroffene einer somatisierten Störung die Angst vor z.B. Erkrankungen zu unterdrücken.

Antidepressiva und Neuroleptika sind angstlösende Medikamente

Leidet jemand beispielsweise an der hypochondrischen Störung hilft keine medikamentöse Therapie. Die Therapie-Pläne variieren individuell und abhängig von der Ausprägung der Symptome. Bei Auftreten von psychischen Begleiterkrankungen werden angstlösende Medikamente wie Antidepressiva und Neuroleptika angewendet.

Jedoch sollte frühzeitig eine Psychotherapie eingeleitet werden, sodass es gar nicht erst zur Entstehung eines chronischen Verlaufs kommt. Hierbei wird versucht, dem Patienten ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, dass er nicht an einer ernsthaften Krankheit leidet, er aber dennoch in Bezug auf die somatoforme Störung ernst genommen wird.

Auch für die  Somatisierungsstörung – Therapie ist keine einheitliche medikamentöse Therapie bekannt, Antidepressiva werden aber oft angewendet. Die Leitlinien für diese somatoforme Störung geben vor, dass körperliche Begleiterkrankungen immer mitbehandelt werden müssen, da deren Linderung zu einer Verbesserung der Somatisierungsstörung führen kann.

Bei der Somatoformen Schmerzstörung – Therapie wird gezielt mit schmerzstillenden Medikamenten oder Antidepressiva behandelt. Psychotherapeutisch gibt es sogenannte multimodale Therapieprogramme, die ambulant durchgeführt werden.

Geht eine somatoforme Störung wieder weg?

Bleibt die somatoforme Störung unbehandelt, kann es zu übermäßigen diagnostischen Maßnahmen kommen, was dem Patienten eher schadet. Wird rechtzeitig eine Psychotherapie begonnen, ist die Prognose für die somatoforme Störung gut. Es besteht großes Interesse an der Erforschung dieser Krankheit, jedoch stehen die Wissenschaftler vor einer großen Aufgabe, da die somatoforme Störung ein komplexes und vielschichtiges Krankheitsbild darstellt. Wichtig ist festzuhalten, dass eine Heilung nach einem langwierigem Prozess und Therapie möglich ist.

Alternative Behandlungsmethoden

Grundsätzlich gilt es die eigenen Beschwerden und ihre Entstehungsprozesse zu verstehen und einzuordnen. Ist diese Basis geschaffen kann man aktiv an einer Veränderung von gedanklichen Bewertungen und Gefühlen arbeiten. So wird ein hilfreicher Umgang mit den Beschwerden möglich. Es ist empfehlenswert sich mit den Themen Entspannung, Stressbewältigung und Bewegung auseinander zu setzen.

Ziel ist es u. a. Entspannungsverfahren und Methoden zur Stressbewältigung zu erlernen und zu üben. Eine Sport- und Bewegungstherapie könnten Dir den Umgang mit den Schmerzen erleichtern, denn logischer Weise schmerzen untrainierte Sehnen und Muskeln schneller und länger als trainierte. Dein Körpergefühl und Dein psychisches Wohlbefinden sollen sich verbessern und abgesehen davon können auch Deine Fehlhaltungen und Muskelverspannungen korrigiert werden bzw. es kann jeglichem Problem vorgebeugt werden.

Gute Erfolgsergebnisse erzielen außerdem Biofeedback-Methoden. Dabei werden Parameter,

  • wie Atmung,
  • Herzfrequenz,
  • Blutdruck,
  • Muskelspannung oder
  • Hauttemperatur, 

mit technischen oder computergestützten Hilfsmitteln verdeutlicht, z.B. über optische oder akustische Signale. Biofeedback eignet sich auch beim Erlernen von Stressbewältigungsstrategien oder zur Verdeutlichung der Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche, was ein sehr wichtiger Aspekt ist.

Eine weitere Möglichkeit der Reduktion von Stress ist die progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Wie der Name schon sagt, entspannend auf die Muskulatur, aber auch auf den Geist. Sie ist schnell zu erlernen und es Bedarf nur wenige Minuten am Tag um tiefenentspannende Effekte zu erzielen.

Akupressur
Akupressur setzt Glückshormone frei und wirkt somit stimmungsaufhellend

Akupressur setzt Glückshormone frei und wirkt somit stimmungsaufhellend

Bei der therapeutischen Maßnahme durch Akupressur oder Akupressurmassage genannt, wird auf bestimmte Punkte am Körper Druck ausgeübt. Zum Einsatz kommen dabei Daumen, Handballen, Ellenbogen, Knie, Füße oder Akupressurhilfsmittel.

Dabei aktiviert die Behandlung dieser Körperpunkte die Selbstheilungskräfte und kann unterstützend bei Erkrankungen wie

wirken.

Mehrere durchgeführte Studien ergaben dabei die Wirksamkeit von Akupressur bei der

  • Linderung von Schmerzen (speziell Muskelschmerzen),
  • Verbesserung der Schlafqualität sowie Müdigkeitszuständen,
  • Behandlung von Ängsten und
  • Reduktion von Übelkeit.

Dabei ist es nicht immer notwendig auf Termine beim Therapeuten zu warten. Eine Selbsttherapie mit Gitterpflastern bieten ergänzend die Möglichkeit Akupressurpunkte zu stumulieren und das über Tage hinweg.

Auch täglich 15 Minuten auf einer Akupressurmatte können Dir helfen. Denn bei der Anwendung werden Glückshormone, wie Endorphine und Oxytocin, freigesetzt. Sie führen zu einer raschen Entspannung und dem Abbau von Stress.

Heilkräuter und Heilpflanzen

Die Naturheilkunde liefert ebenfalls Möglichkeiten durch spezielle Salben und die Einnahme von homöopathischen Kügelchen die Muskulatur und sich geistig zu entspannen. Empfohlen werden an dieser Stelle

  • Beinweil,
  • Kampfer,
  • Arnika,
  • Bockshornklee und Damiana.

Den Einsatz von ätherischen Ölen z.B. Lavendel oder Rosmarien für eine Aromatherapie wirkt entspannend, belebend und schmerzlindernd.

Schüssler Salze

Schüssler Salze wie das Schüssler Salz Nr. 7 - Magnesium Phosphoricum wirkt schmerzlindernd und entspannend. Es ist darauf zu achten, dass eine Übersäuerung im Körper nicht vorhanden ist, da dies zu einer Demineralisierung der Knochensubstanz führen kann. Um dem entgegen zu wirken sollte zusätzlich das Schüssler Salz Nr. 9 Natrium Phosphoricum eingenommen werden.

Wer während der Einnahme sicher gehen will, dass der pH-Wert im Körper nicht fällt kann dies mittels Urinproben selbst ermitteln. In der Apotheke gibt es dafür Teststreifen. Es ist allerdings darauf zu achten, dass man den Wert über mehrer Tage zur gleichen Uhrzeit feststellen sollte, da dieser nach Tageszeit und Trinkmenge schwankt

Wichtig!

Die somatofrome Störung ist ein äußerst komplexes Krankheitsbild und wird aktuell von der Medizin noch nicht 100%ig verstanden. Eine einheitliche therapeutische Vorgehensweise existiert nicht, da die Symptome bei jedem Betroffenen unterschiedlich sind. Entscheidend für einen Therapieerfolg ist die Einsicht des Patienten sich psychologisch behandeln zu lassen. Die körperliche Einleitung von Therapiemaßnahmen ist allerdings ebenso wichtig, weil sie den Erfolg auf Genesung deutlich verbessert.


Zusammenfassung

Bei der Somatisierung handelt es sich um das wiederholte Auftreten von verschiedenen körperlichen Beschwerden. Die Störung kann diagnostiziert werden, wenn keine eindeutigen körperlichen Ursachen für die Beschwerden identifizierbar sind. Aus psychologischer Sicht geht man davon aus, dass emotionaler Stress, Konflikte und generell seelische Belastungsfaktoren für die Tendenz und das Aufrechterhalten dieser Störung verantwortlich sind. 

Eine psychotherapeutische Behandlung kann erfolgen nachdem festgestellt wurde, dass es keine physischen und organischen Ursachen für die Beschwerden gibt.  Bei den körperlichen Beschwerden sind meist diverse Funktionsbereiche, wie der Magen-Darm-Trakt, das Harnwegs-System, die Wirbelsäule und Gelenke, betroffen.

Bei jeder Form der somatoformen Störung handelt es sich um ein sehr komplexes Krankheitsbild mit dem Einfluss von mehreren Faktoren. Verschiedene Umstände unserer Umgebung können beispielsweise dazu beitragen, dass es zu dieser Form der Störung kommt. Mögliche Ursachen können auch biologische oder genetische Faktoren sein, sowie Veränderungen der Lebensumstände.

Leider gibt es keine einheitliche Therapie für jede einzelne somatoforme Störung. Therapie- und Behandlungspläne variieren. Mit der somatoformen Störung assoziierte psychiatrische und körperliche Nebenerkrankungen müssen mitbehandelt werden, denn deren Linderung kann auch die somatoforme Störung bessern.


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