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by Roland Späht | 16.04.2018
Neuralgien im Wirbelsäulenbereich: 8 Ursachen
Die Ursachen für Rückenschmerzen haben wir in vier Kategorien unterteilt:
- Erkrankungen der Wirbelsäule
- Neuralgie - Nervenschmerzen
- Erkrankungen der myofaszialen Strukturen
- Psychosomatische Erkrankungen
In dieser Kategorie werden Ursachen zusammengefasst, die hauptsächlich nervale Strukturen der Wirbelsäule betreffen und Schmerzen verursachen.
Eingeklemmter Nerv
Der Begriff eingeklemmter Nerv ist an der Stelle etwas irreführend, es bedeutet nicht dass ein Nerv irgendwo "festsitzt". Vielmehr wird Druck auf ihn ausgelöst, der zu einer Reizung oder Entzündung führt.
Dies macht sich durch einen stechenden, brennenden Schmerz im Kreuz oder Nacken bemerkbar und kann teilweise auch zu Taubheit in den Armen oder Beinen führen. Der häufigste Grund sind Muskelverhärtungen, die auf einen Nerv drücken und z. B. durch Fehlhaltungen ausgelöst werden.
Weitere Ursachen können
- verklebte Faszien sein, die Druck auf Nerven ausüben
- ein Bandscheibenvorfall, wo durch den Faserring die gallertartige Flüssigkeit auf die Spinalnerven drückt,
- eine Spondylolisthese (Wirbelgleiten), wo Nerven im Spinalkanal (Wirbelkanal) eingeklemmt werden können,
- ein aufgrund von Muskelverspannungen ausgelöster Hexenschuss (akute Lumbalgie),
- ein Knochentumor, der durch sein Wachstum auf einen Nerv drückt.
Ischialgie
Die Ischialgie oder Ischiassyndrom genannt, bezeichnet eine Reizung der Nervenwurzel (Radikulopathie) zwischen dem Steißbein und dem 4. und 5. Lendenwirbel. Der dabei betroffene Nervus ischiadicus, der sogenannten "Ischias", führt dann zu Schmerzen im unteren Rücken, der bis in die Füße ausstrahlen kann.
Eine Ischialgie ist ein Sonderfall eines eingeklemmten Nervs, weil eben dabei der Ischiasnerv betroffen ist. Er ist, abhängig von der Körpergröße bis zu zwei Meter lang und Daumendick. Somit ist er der größte Nerv im menschlichen Körper. Der häufigste Grund für eine Ischialgie ist ein Bandscheibenvorfall im unteren Brust- oder oberen Lendenwirbelbereich. Weitere Gründe sind muskuläre Verhärtungen oder Gleitwirbel.
Eine weitere bekannte Form ist die Lumboischialgie, sie setzt sich aus den Begriffen Lumbalgie (Hexenschuss) und Ischialgie zusammen. Die Lumbalgie oder auch Lumbago genannt entsteht durch überstrapazierte Bänder und Muskeln die bei einer unnatürlichen Bewegung blockieren.
Radikulopathie
Spricht man von einer Radikulopathie ist eine Schädigung oder Reizung von Nervenwurzeln gemeint. Bezieht man dies auf den Rücken sind hauptsächliche die Spinalnerven betroffen.
Ursachen können unter anderem folgende sein:
- Borreliose - entzündliche Nervenreizungen die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi verursacht wird
- Gürtelrose - das Varizella-Zoster-Virus verursacht eine körpereigene Abwehrreaktion an den befallenen Nervenzellen, die dann zu Schmerzen führen können
- Hämatome (Einblutungen)
- Bandscheibenvorfall
- Abszesse aufgrund von Infektionen (Spondylitis)
- Tumore - Metastasen
Bandscheibenvorfall
Beim klassischen Bandscheibenvorfall oder auch medizinisch Diskusprolabs genannt bricht der äußere Faserring. Dabei tritt gallertartige Flüssigkeit (Nucleus pulposus) innerhalb der Bandscheibe aus und übt Druck auf die Spinalnerven aus. Hauptgründe sind
- verkürzte Faszien durch tägliches langes Sitzen,
- Schweres bzw. falsches Heben,
- dauerhafte Fehlhaltungen.
Örtlich tritt ein Bandscheibenvorfall vorwiegend in der Lendenwirbelsäule auf, darüber hinaus kommt er auch im Bereich der Halswirbel vor.
Dabei unterscheidet man drei Fälle:
- Protrusion: Vorwölbung des Faserrings
- Prolaps: Bruch des Faserrings und Austritt von Bandscheibenflüssigkeit
- Sequester: Bruch des Faserrings und Teile der Bandscheibenflüssigkeit verlieren die Verbindung zur ursprünglichen Bandscheibe
Wirbelgleiten
Es gibt zwei Hauptgründe für das Wirbelgleiten (Gleitwirbel) oder medizinisch auch Spondylolisthese genannt, welches häufig im Lendenwirbelbereich stattfindet.
Zum einen es die isthmische Form der Spondylolisthese, das sind instabile Wirbelgelenke, die sich dann leicht verschieben lassen. Hierzu muss sich zwischen den Gelenkflächen der Facettengelenke ein Spalt bilden (Interartikularportion). Somit entsteht eine höhere Beweglichkeit des Gelenks und die Wirbel können verrutschen.
Eine weitere häufige Ursache sind Abnutzungsprozesse, auch degenerative Form genannt, der Bandscheibe. Diese flachen durch eine ständige einseitige Belastung wie langes Sitzen oder schweres Heben ab.
Dadurch kann die Bandscheibe bei Druck keine Spannung aufbauen und nicht zur Stabilität der Wirbelkörper beitragen was zu einem Gleitwirbel in dem Bereich führen kann.
Verstärkt wird diese Situation noch von einer schwachen Rückenmuskulatur die diese Instabilität nicht ausgleichen kann.
Seltenere Gründe für einen Gleitwirbel sind
- Wirbelfrakturen durch Gewalteinwirkung - traumatische Form,
- fehlgebildeter Übergang zwischen dem letzten Lendenwirbelkörpern und dem Kreuzbein (Wirbelsäule) - dysplastische Form
- Knochenerkrankungen wie Osteoporose - pathologische Form.
Neuere Erkenntnisse vermuten eine Verkürzung des Hüftbeugers durch langes Sitzen. Dieser Muskel ist an den oberen 4 Lendenwirbeln angewachsen und zieht dann beim Stehen an diesen, was dann wandernde Wirbel zur Folge hat.
Im schlimmsten Fall kann ein Gleitwirbel zu einer Spinalkanalstenose führen.
Spinalkanalstenose
Die Spinalkanalstenose beschreibt eine Verengung des Wirbelkanals durch welchen das Rückenmark verläuft. Dies tritt meist bei älteren Menschen, ab 60 Jahren auf und ist ein altersbedingter Verschleiß der Wirbelsäule. Dabei unterscheidet man angeborene und erworbene Ursachen die zu einer Verengung führen können.
Dazu gehören:
- Hohlkreuz (Hyperlordose),
- Wirbelgleiten (Spondylolisthese),
- allgemeine Fehlbildungen der Wirbelsäule (Skoliose),
- Bandscheibenvorfall,
- Morbus Paget
- Verletzungen an der Wirbelsäule
- Verknöcherungen an der Wirbelsäule (Morbus Bechterew)
Wirbelsäulentumor
Nur jede 100. Krebserkrankung geht auf einen Knochentumor/-metastase zurück. Davon entstehen ca. 40% im Bereich der Wirbelsäule. Somit ergibt sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Ursache für Rückenschmerzen aufgrund von Krebs unter 0,1% liegt. D. h. nur jeder 1000. Rückenschmerzpatient weist einen Wirbelsäulentumor auf.
Dabei unterscheidet man zwei grundsätzliche Kategorien:
- 10% sind primäre Wirbelsäulentumore, diese gehen direkt vom Knochengewebe aus (Knorpel, Osteoblasten, Osteoklasten)
- 30% sind sekundäre Wirbelsäulentumore, also Metastasen und somit ursprünglich an einer anderen Stelle entstanden. Die eigentliche Ursache bei sekundären Wirbelsäurentumoren ist ein Prostatakarzinom, Mammakarzinom (Brustkrebs), Bronchialkarzinom (Lungenkrebs), malignes Melanom Hautkrebs oder Nierenzellenkarzinom (Nierenkrebs).
Die häufigsten primären Varianten sind das
- Plasmozytom - bösartig,
- Hämangiom gutartig,
- Osteochondrom - gutartig.
Rückenschmerzen sind das häufigste Anzeichen für einen Knochentumor und treten meist dort auf, wo sich die Metastase oder der Tumor eingenistet hat. Die Ursache der Schmerzen kommt von der Schädigung der Nerven und Knochenhaut.
Wichtig!
Ausgenommen von Knochentumoren, sind Erkrankungen der Wirbelkörper gut behandelbar und werden oftmals durch Muskelverspannungen ausgelöst. Die können durch gezielte Maßnahmen wie Bewegungstherapie, Massagen und Entspannungsübungen verhindert werden.
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https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsT/rueckenschmerzen.pdf?__blob=publicationFile
https://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/kreuzschmerz/kreuzschmerz-2aufl-vers1-lang.pdf
https://www.netdoktor.de/krankheiten/isg-syndrom/
https://de.wikipedia.org/wiki/Spondylosis_deformans
https://de.wikipedia.org/wiki/Las%C3%A8gue-Zeichen
https://www.netdoktor.de/krankheiten/spondylolisthesis/
https://de.wikipedia.org/wiki/Knochentumor
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/knochenkrebs/definition-und-haeufigkeit.html
https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/metastasen/knochenmetastasen-symptome.php